Mittwoch, 10. August 2011

Letzter Eintrag aus Togo

 Hallo zusammen, ich hab gedacht ich schreib euch noch mal einen letzten ausführlichen Eintrag aus Togo. Ich freue mich schon wieder auf viele Sachen in Deutschland, vor allem aber darauf euch alle wieder zu sehen. Allerdings geht damit auch mein tropischer Dauerurlaub zu Ende, eigentlich schade, aber ich denke, dass ich irgendwann noch ein Mal hierher zurückkommen werde, vor allem um meine Gastfamilie wieder zu sehen. Ich bin schon dabei mich wieder an zu Hause zu gewöhnen, vor allem kulinarisch, da ich in letzter Zeit immer mal gekocht/gebacken haben unter Anderem Kartoffelsalat und Vollkornbrot. Außerdem gibt es dann endlich mal wieder Beschäftigung für den Kopf, mein Studium fängt schon Anfang September an, hoffentlich kann ich noch denken, nach einem Jahr Kopf abschalten...

Interessante Erlebnisse

Die absolute Krönung war der Rauswurf aus dem „Privilège“, der größten Disko Westafrikas. Wir sind noch mal alle zusammen dahin gegangen bevor die anderen geflogen sind. Montagabends war da allerdings nichts los, sodass nur der Vip-Bereich offen war und wir dann erstmal dort waren. Viel war nicht los, außer ein paar weißen alten Säcken, die an Nutten rumgefingert haben. Mit uns waren gleich doppelt so viele Leute da, allerdings haben wir zu wenig (gar nichts) konsumiert, worauf uns der Typ von der Security erst mal ermahnt und dann rausgeschmissen hat. Wenn der unbedingt eine leere Disko haben will... Vor der Tür haben wir dann von einem ausgewanderten Togolesen noch Visitenkarten für einen Limousinenservice in Washington D.C. bekommen, falls wir das mal brauchen sollten... Auch noch interessant war dann die Rückfahrt, ziemlich typisch für Togo; erst zwei Stunden warten bis das Auto voll ist, dann unterwegs dreimal eine Motorpanne haben (irgendein kaputter Filter, der nicht ausgetauscht wurde) und dann noch im Regen feststellen müssen, dass Dach und Fenster nicht dicht sind... Außerdem sind Togolesen nie glücklich über Regen weshalb alle ziemlich schlecht gelaunt waren... Da hatten wir dann zu allem Überfluss unsere dritte Panne...

Fahrradfahren in Togo

Ein Fahrrad ist hier zwar ein gewöhnliches und beliebtes Fortbewegungsmittel, allerdings haben nicht viele Leute eines, und wenn, ist es meist in einem mehr oder (viel häufiger)  weniger guten Zustand. Man wird hier schon komisch angeschaut, wenn man bis Kpalimé (14km) fährt, und nicht die gute, (asphaltiert mit einigen Schlaglöchern) viel befahrene Hauptstraße nimmt, sondern die Piste (nicht asphaltiert und nur Bauern zu Fuß unterwegs). Außerdem ist die Distanz schon ziemlich abenteuerlich, kann man so weit überhaupt fahren... Noch schwieriger ist es, auf „unbefahrbaren“ Wegen unterwegs zu sein. Wenn zum Beispiel in einem Dorf die Piste aufhört und es nur noch Fußwege gibt, habe ich immer den Hinweis bekommen, dass man hier nicht mehr weiter kann... Waren dann meistens die besten Wege (schmal, gut befahrbar, mitten durch die Felder, einmalige Landschaftserlebnisse)und ich bin letztendlich immer dort gelandet, wo ich hinwollte, weil die Fußwege hier alle miteinander vernetz sind. Meine Gastfamilie hat sich schon an alles gewöhnt, deswegen war es auch kein Problem, zusammen mit Nils (einem anderen Freiwilligen) eine viertägige Radtour (360km) über das „Plateau de Danyi“ zu machen. Sehr schön, man sieht unglaublich viel. Auf die Landkarte (scheiß Maßstab 1:500 000) war auch kein Verlass, Straßen erwiesen sich als deutlich länger (10km mehr) oder als ehemalige Straßen, was aber mit dem Fahrrad traumhaft war. Auf einem ausgetretenen Fußpfad in Kehren quer durch die spärlich besiedelte Hügellandschaft war ein absolutes Highlight. So kann man nebenbei auch noch erahnen, wie die frisch instand gesetzten Pisten in 15 Jahren aussehen werden.... Wir sind auf einer gefahren, die gerade so mit dem Fahrrad noch ging, die aber trotzdem extrem schön war...

Toilettenprojekt

Für alle, die uns beim Toilettenprojekt unterstützt oder sich zumindest dafür interessiert haben, wir sind fertig, alle Toiletten sind fertig und der letzte Anstrich ist gemacht. Eingeweiht sind sie auch schon, wirklich benutzt werden sie dann aber wohl erst mit Schulbeginn. Es sollte eigentlich auf dem Blog einen Abschlussbericht mit Fotos geben, falls der noch nicht online sein sollte, hatte Flo in Deutschland erstmal (verständlicherweise) besseres zu tun als einen Bericht zu schreiben....

Buchtipp „Der Graf von Monte-Christo“

Wer mal ein gutes Buch lesen will, dem kann ich „Le comte de Monte-Christo“ von Alexandre Dumas empfehlen. Vielleicht nicht unbedingt für alle die Originalversion (auf französisch, drei Bände à knapp 600 Seiten, sehr gut wenn man ein bisschen französisch versteht) aber vielleicht ist eine deutsche (vielleicht auch gekürzte) Version auch lesenswert... Aber ich vermute, dass das Original immer noch am besten ist.

Dienstag, 19. Juli 2011

Eintrag 26


Endlich mal wieder im Internet (in lomé, schoen schnell)... Ich war in Benin, deswegen habe ich so lange nicht geschrieben, dafür ist dieser Eintrag auch wieder etwas länger...

Do Lomé

Um nach Benin fahren zu können, habe ich erstmal ein Visum gebraucht. Zum Glück ist das für Benin ziemlich unproblematisch, einfach Reisepass, zwei Passfotos und 10 000 CFA (15€) im Konsulat abgeben, einen Antrag ausfüllen und einen Tag warten. Natürlich muss man 25 (!)CFA extra bezahlen, damit die eine Kopie vom Reisepass machen können... Ich war dann gezwungenermaßen noch etwas im Lomé, habe dabei aber eine interessante Aktion erlebt. Der Kandidat der Opposition ist nämlich zu Fuß den Boulevard am Strand entlanggelaufen, begleitet von einer Meute Mototaxis, die als seine persönliche Security herhalten mussten (und wollten), weil er die staatlichen Polizeikräfte zurückgewiesen hatte. Ansonsten gibt es in Lomé nichts Neues, außer dass man in den Nebenstraßen schwimmen kann...

Fr Grand Popo

Visum pünktlich bekommen, gleich ein Taxi gefunden bis zur Grenze. Die Grenze zu überqueren ist an sich kein Problem, nur etwas nervig. Ich musste fünfmal meinen Reisepass vorzeigen, einmal meinen Impfausweis, habe zwei Stempel und zwei Unterschriften holen müssen. Ging aber alles reibungslos, direkt hinter der Grenze war auch dann gleich wieder ein Sammeltaxi, erster Unterschied zu Togo: Autos und Straßen in besserem Zustand, Beladung gleich (so viel wie irgendwie geht). In Grand Popo (heißt wirklich so) bin ich dann in der Lion Bar untergekommen, direkt am Strand, Kokospalmen direkt vor der Tür und eine ziemlich entspannte Atmosphäre... Abends gab es dann Pizza mir frischen Kräutern, gar nicht so schlecht aber ohne Käse...

Sa Ouidah – Grand Popo

Am nächsten Morgen habe ich dann eine Kanutour in einem Einbaum gemacht. Sehr schön, quer durch die Mangrovenwälder... Mittags bin ich dann nach Ouidah gefahren und habe mir ein Museum, dass in einem alten Fort unterbracht ist, angeschaut. An sich ist Ouidah wohl für Voodoo bekannt, was man davon zu sehen bekommt, ist es allerdings nicht wert dorthin zu fahren. Es gibt hier jedoch einmal im Jahr ein Voodoofestival, vielleicht muss man dann hingehen... Ansonsten erfährt man hier dennoch ziemlich viel Interessantes über diverse Könige und den Sklavenhandel. Ich bin dann wieder zurück nach Grand Popo, um dort zu übernachten, diesmal gab es Spaghetti mit Tomatensauce und Crevetten...

So Cotonou

Nach einem langen, verregneten Vormittag bin ich mit einer Zirkusgruppe, die zufällig in der Lion Bar waren, nach Cotonou gefahren. Die Gruppe bestand ein paar Jugendlichen, die auf dem Markt von Cotonou leben und seit zwei Jahren zusammen üben. Das Ganze wird von einer Belgierin betreut, bei der ich dann auch die ganze Zeit in Cotonou gewohnt hab... Die Busfahrt nach Cotonou war ziemlich laut, weil wir Trommeln und andere Musikinstrumente
dabei hatten... Ansonsten war nicht viel los, außer auf den Straßen von Cotonou, dar dafür allerdings umso mehr, noch nie so einen hektischen Verkehr gesehen...

Mo Immernoch Cotonou

Am Montag war ich nur in Cotonou unterwegs. Da ich bis abends nichts vorhatte, habe ich mir von einem Betreuer des Zirkus den großen Markt zeigen lassen. Das ist absolut Wahnsinn, es gibt dort (fast) nichts, was es nicht gibt, man muss es nur finden, in zwei Stunden kann man nicht ganz durchlaufen. Es gibt dort ca. 8000 Verkäufer und noch mal doppelt so viele Kinder, die verkaufen helfen müssen. Ein paar dieser Kinder sind irgendwann im Zirkus gelandet und inzwischen richtig gut, besonders in Akrobatik. Ich bin eigentlich nur so gut in Cotonou untergekommen, weil ich angeboten habe, meine Jonglagekenntnisse weiterzugeben. Hab ich dann auch gemacht, die sind ziemlich begabt, es fehlt ihnen nur ein bisschen Ausrüstung und ein dauerhafter Trainer (oder ein Internetanschluss mit PC, zum Youtube Jonglagevideos anschauen...). 

Di Ganvie – Cotonou

Am Dienstagvormittag war ich in Ganvie, dem „Venedig Afrikas“. Klingt jetzt erstmal sehr gut, war auch ganz nett aber unter „Venedig“ versteht man nur mal keine Baracken. Ganvie ist ein Fischerdorf auf Stelzen, mitten auf einem See. Sehr interessant, vor allem der schwimmende Markt, jede Verkäuferin hat ein Boot beladen mit Stapeln von Nahrungsmitteln, und zum einkaufen muss man mit dem eigenen Boot hindurch fahren... Allerdings lässt man hier alte Häuser einfach einstürzen und die „Kanalisation“ ist der See, was beides nicht unbedingt zur Wasserqualität beiträgt... Abends habe ich dann eine zweite Trainingseinheit mit dem Zirkus gemacht. Eigentlich hat der Zirkus gerade Sommerferien, allerdings sind alle extra zweimal zum Jonglieren gekommen. War toll.

Mi Porto Novo – Cotonou

Porto Novo hat ein ganz spezielles Museum, in einem alten Kolonialhaus ist eine Mischung aus Geschichte und Privatsammlung ausgestellt. So findet man hier auch alte Technik (ca. 1880-1950) aus allen Teilen der Welt und was der Typ halt alles so gefunden hat... Einzigartige Mischung, war wirklich von allem etwas... Dann gibt es noch etwas geniales in Porto Novo, das „Centre Songhai“. Das ist ein super Model, wie Entwicklungshilfe aussehen könnte! Hier wird nachhaltige Landwirtschaft betrieben, gleichzeitig werden die Produkte auch gleich weiterverarbeitet, es gibt viele Ausbildungsplätze, alle Mitarbeiter werden bezahlt und das ganze wirft auch noch Gewinn ab. Ein Besuch lohnt sich, hier wird wirklich alles genutzt, was irgendwie geht, jetzt soll sogar noch eine Recyclinganlage für Plastik gebaut werden, alles in allem, toll.

Do Abomey – Grand Popo

Ich habe Cotonou mit einem guten Zirkusvideo auf der Speicherkarte verlassem und bin in Richtung Norden gefahren, aber nicht weit, nach Abomey, der Hauptstadt des ehemaligen Königreichs von Benin. Bis 1900 leistete der König mit seiner Armee den Franzosen erbitterten Widerstand. Der Königspalast muss einmal prächtig gewesen sein, inzwischen ist er ein riesiges Museum. Und in Abomey gibt es eine offizielle Touristensteuer auf den Eintritt, ist wirklich so, 1000 Franc CFA (1,50€)! Ich bin dann ganz gemächlich und mit langen Wartezeiten wieder nach Grand Popo gefahren, weil es mir dort so gut gefallen hat und weil ich nicht noch mindestens 3 Stunden im Dunkeln bis nach Nyogbo fahren wollte, was ursprünglich mal so gedacht war.

Fr Agou-Nyogbo

Nach einem weitern Grenzübergang mit den üblichen Formalitäten, einigen Einkäufen in Lomé und vier verschiedenen Taxis bin ich wieder in Nyogbo zu Hause angekommen und hab dann am nächsten Tag erstmal Makkaroni (hab keine Spätzle gefunden) mit Linsen, Karotten und Würstchen gekocht. Für das nächste ist Mal ist Kartoffelsalat geplant. „Europäisch“ kochen ist zwar hier relativ teuer, allerdings deutlich billiger als Essen gehen, wenn ich einmal essen gehe, kann ich dafür fast für die ganze Familie kochen, auch wenn manches, mangels Zutaten, etwas improvisiert ist. Aber immerhin, es wird gerne gegessen und nicht nur von mir...


Montag, 27. Juni 2011

Kpalimé, Workcamp Ende

Wir haben unser Projekt in Kpalimé erfolgreich beendet. Nach zwei Wochen Arbeit mit den Kindern gab es am Ende eine sehr gelungene Aufführung. Höhepunkt war die Akrobatikgruppe, es war wirklich toll was die alles auf die Reihe bekommen haben. Eigentlich waren es alles relativ einfache Sachen, aber es hat alles einwandfrei geklappt und ich weiß jetzt, was ich nach Togo wieder machen will: Akrobatik. Leider ging nicht alles so gut zu Ende wie die Aufführung. Unser Aufenthalt endete mit einer allgemeinen Typhusinfektion, kein Wunder bei den hygienischen Bedingungen. Benutztes Klopapier gehört zum Beispiel in die Toilette und nicht dahinter auf den Boden. Außerdem wurde auch noch Geld aus der Gemeinschaftskasse geklaut, deswegen waren wir noch bis mittags um 16:00h nicht aus Kpalimé weg, anstatt wie geplant so gegen 10:00h.

Krankheiten und Pillen

Nachdem ich nach dem Workcamp aufgrund von Typhus und Malaria gleichzeitig nicht so ganz in Form war, habe ich mich entschlossen, erstmal nicht in Urlaub zu fahren. Eigentlich wollte ich nach Benin, aber die Kontrolluntersuchung hat ergeben, dass es wohl ganz gut war, dass ich nicht gefahren bin: Malaria ist zwar verschwunden und Typhus so gut wie weg, aber ich hab dabei feststellen müssen, dass ich noch zwei verschiedene Sorten Amöben und Hefepilze habe... Jetzt nehme ich jede Menge (zu viele) verschiedene Medikamente, und hoffe, dass ich dann demnächst doch noch nach Benin fahren kann. An alle die jetzt gerade denken, dass ich hier halbtot herumliege kann ich nur sagen, dass es mir ziemlich gut geht, ich fühl mich nur noch nicht 100% fit (ca.90%), ansonsten geht es mir überhaupt nicht schlecht. Ich freue mich auf jeden Fall wieder auf die Zeit nach den Medikamenten, es nervt einfach ständig irgendwas nehmen zu müssen...

Die Zeit vergeht...

Mein Rückflug rückt näher... Das klingt jetzt schon so, als ob ich bald hier aus Togo weggehen würde, ist auch so. Mein letztes Päckchen Malariaprophylaxe ist angebrochen, Sabrina ist schon geflogen (am Anfang war das noch eine Ewigkeit hin), ich fange an Mitbringsel zu kaufen (wenn jemand etwas Bestimmtes haben will, melden),alle Projekte sind zu Ende und ich überlege schon, was ich zuerst essen will, wenn ich wieder in Deutschland bin (okay, das ist KEIN Hinweis auf einen Rückflug in Kürze, das hab ich in der ersten Woche schon gemacht).... Meine Pläne für die restliche Zeit bestehen eigentlich nur noch aus Urlaub. Ich habe festgestellt, dass ich noch nicht mal Togo gut kenne, also werde ich nach meinem Beninurlaub und dem Abflug einiger anderer Freiwilliger (19.07) noch eine Togorundreise machen. Ich weiß nicht, wie oft ich noch dazu komme Blogeinträge zu schreiben aber ich werde weiterhin versuchen, euch alle hin und wieder auf dem Laufenden zu halten...



Freitag, 17. Juni 2011

Zirkus


In Kpalimé nichts Neues

Unser Kinderprogramm ist wunderbar angekommen, unsere Gruppe (Akrobatik und Jonglage) ist die einzige, die nicht kleiner sonder sogar größer geworden ist. Und bis jetzt war auch kein einziges Kind abwesend. Nach und nach lernen alle ein bisschen was, die einen schneller, die anderen langsamer. Doof ist nur, dass uns gleich am zweiten Tag unsere Stoffbahn (Mattenersatz, wird einfach im Sand ausgerollt) geklaut wurde, und wir seitdem keine mehr haben. Immerhin haben die Kinder ihre Motivation noch nicht verloren, das Schwierigste ist, sie davon abzuhalten, Übungen ohne Hilfestellung einfach mal zu machen... Den Kindern ist auch noch nichts passiert, dafür habe ich mir den kleinen Fußzeh bei einem „Barhocker“ (einfache Akrobatikfigur). Ich wusste nicht, dass man sich dabei etwas brechen kann, einfach unnötig, jetzt darf ich einen Monat lang keinen Sport machen...

CHP de Kpalimé

Ich war mit meiner Verletzung im Krankenhaus(dem CHP), im größten in der Umgebung, weil es dort ein (ganz Neues, Made in China) Röntgengerät gibt. Während des Röntgens ist dann natürlich erstmal der Strom ausgefallen und der Notstromgenerator braucht 20 Sekunden um anzuspringen. An sich ist das gar nicht so schlecht, nur möchte ich hier im Krankenhaus nicht auf Beatmungsgeräte oder so was angewiesen sein. Ich hab mir dann die Röntgenbilder auch angeschaut, der kleine Fußzeh war eindeutig gebrochen, auch wenn das außer mir (und dem Arzt persönlich) niemand auf Anhieb erkennen konnte. Weder der Typ an der Röntgenmaschine noch der Arzthelfer haben das erkannt, peinlich ist daran nur, dass sich beide für qualifizierte Fachkräfte halten. Nach der Mittagspause und einer „Operation“ (Fußzeh gerade biegen unter örtlicher Betäubung) hab ich dann natürlich noch ein Antibiotikum verschrieben bekommen (was auch sonst), das ich aber nicht gekauft habe und auch nicht nehmen werden. Warum auch? Mir geht es auf jeden Fall schon wieder ziemlich gut, ich kann nur noch nicht schnell laufen (rennen) und darf (eigentlich) vier Wochen keinen Sport machen. Ich denke mal, Fahrradfahren zählt als normale Fortbewegung, zumindest sobald das Auftreten nicht mehr weh tut...

Wochenende bei meiner Gastfamilie

Ich war mal wieder für ein Wochenende in Nyogbo, schön wieder mal zu Hause (mein Togozuhause, ich freue mich auch schon wieder auf mein richtiges) zu sein mit eigenem Zimmer, mit Bett, Dusch und Toilette. Platz, Ruhe und ganz gutes Essen. Ich hab das noch ein bisschen unterstützt und Pfannkuchen gebacken, inzwischen werde ich als küchentauglich anerkannt, es scheint dann doch zu schmecken wenn ich mal koche... Auf dem Weg nach Nyogbo haben wir einen weiteren Motofahrer mitgenommen, der kein Benzin mehr hatte. Da wird dann einfach der Fuß rausgehalten und das andere Moto wird angeschoben... Lustig, aber bestimmt auch nicht ganz ungefährlich. Auf der Rückfahrt hat mir die Frau, die mit mir auf dem Beifahrersitz gesessen hat, die ganze Zeit Heiratsanträge gemacht un. Einmal war es noch witzig, aber nach 20 Minuten geht dir das irgendwann auf den Geist...

Journée africaine

Wir hatten unseren „Afrikanischen Tag“, was eigentlich nur heißen sollte, dass es regionale Spezialitäten zu Essen geben soll. Es gab dann Ziege mit Fufu. Die Ziege wurde morgens um 4h geschlachtet und dann ausgenommen und mit Macheten zerhackt. Diese Technik hat den großen Nachteil, dass es letztendlich kaum wirklich gute Stücke Fleisch in der Soße gibt, an allem hängen Knochen, Haut oder Gedärme, Zähne schwimmen auch immer mal mit in der Soße herum. Der Nachteil von Ziege schlachten um 4h ist, dass man sich direkt danach super besaufen kann, um 6:30h schon stark angetrunken ist und dann mal die ganze Nachbarschaft mit Trommelmusik wecken kann. Ich hab gedacht ich spinne, als ich einen knapp 30-Jährigen Togoer mit Wollmütze, nacktem Oberkörper und um die Hüften gewickeltem Stoff gesehen habe, der besoffen morgens um die Uhrzeit im Garten trommelt und singt. Zum Glück bin ich kurz vor den Trommeln von selbst wach geworden, den Sodabi (~50vol%) auf nüchternen Magen habe ich dann erfolgreich ablehnen können. Außer Trommeln, Sodabi und Fufu gab es nicht viel Interessantes, zumindest für uns Freiwillige nichts Neues. Ich bin froh, dass es hier nicht nur die „Saufkultur“ gibt, ich hab hier schon auch anderes gesehen, allerdings nicht von der Gruppe, mit der ich in einem Haus bin...







Freitag, 10. Juni 2011

besser spät als nie

Ich war irgendwie in letzter Zeit ziemlich beschäftigt, deswegen erst jetzt wieder ein Blogeintrag. Bilder hab ich irgendwie auch keine gemacht, das nächste Mal wieder...

Endlich Ferien

Schule ist jetzt seit dem 27. Mai zu Ende. In der Woche davor wurden die Klassenarbeiten fürs dritte Trimester geschrieben. Im dritten Trimester ist die Arbeit immer relativ schwierig, weil hier immer noch mal der Stoff des ganzen Schuljahrs wiederholt wird. Die Hälfte der Schüler wusste auch vorher schon, dass sie dieses Schuljahr durchfallen, mit den schlechten Ergebnissen aus den ersten beiden Trimestern ist es für sie jetzt schon nahezu unmöglich... In der Mathematikklausur für die 4e war natürlich ein Fehler drin, war ja nicht anders zu erwarten. Außerdem wurden aus allen Bereichen relativ schwierige Aufgaben gewählt, was das Ergebnis erheblich verschlechtert hat. Aber all das ist jetzt vorbei, das Schuljahr ist jetzt gelaufen. Ich geh vielleicht noch mal hin sobald alle Zeugnisse fertig sind, um in Erfahrung zu bringen, wie viele Schüler letztendlich das Schuljahr bestanden haben... (ich schätze so ca. 40%).

Workcamp in Kebo-Toe

Wir haben hier eine Woche lang ein Workcamp mit nationalen Freiwilligen zusammen gemacht. Die zwei Hektar Gestrüpp auf dem Hügel hinter der Schule sind jetzt zu einer Menge Baumsetzlinge geworden. Die Aufforstung war ein voller Erfolg, auch wenn der Großteil der Arbeit darin bestand, unsere zukünftige Bepflanzungsfläche von drei Meter hohen Pflanzen zu befreien, alles von Hand, das heißt mit der Machete. Ansonsten war Kebo ganz nett, unser Haus hatte einen wunderbaren Balkon und lag am Hang mit Blick auf die Ebene. Das Essen war wenig abwechslungsreich, aber nicht schlecht. Unzureichend waren nur Platz und Duschen und Toiletten, es gab davon einfach zu wenig. Außerdem reagiere ich langsam allergisch auf besoffene, lärmende Leute, die so etwas in Verbindung mit Trommeln „Animation“ nennen. Die Trommelmusik gefällt mir zwar immer noch, aber nicht nach einem Tag Arbeit wenn ich mich ein bisschen ausruhen will...

Kpalimé

Unser Workcamp geht jetzt in Kpalimé weiter, wir machen ein Ferienprogramm für Kinder, ich mache ein bisschen Jonglage und Akrobatik (was auch sonst). Ich bin mal gespannt, wie das weitergeht, an unserem ersten Tag war es ganz gut aber ein bisschen desorganisiert...
Am Wochenende waren wir mit der ganzen Gruppe am Wasserfall, ich hab die Gelegenheit genutzt und bin mal wieder Fahrrad gefahren, allerdings nur gaaanz langsam, weil ich nicht alleine unterwegs war... Auf dem Rückweg ist mir bei einer Vollbremsung vor einem die Straße überquerenden Schaf die Vorderbremse auseinander gefallen, ist nicht so optimal gewesen, zum Glück hat die Hinterbremse noch ausgereicht. Hier in Kpalimé sind wir in einem viel zu kleinen Haus, man kann gerade so zwischen den Isomatten durchlaufen, Essen müssen wir draußen oder, wenn es regnet, auf dem Boden. Die Duschen sind beide verstopft und es gibt nur eine Toilette. Ich hoffe nur, dass hier niemand Durchfall bekommt, ansonsten sieht es hier im wahrsten Sinne scheiße aus. Und ich freue mich wieder auf gutes Essen.



Samstag, 14. Mai 2011

Die Zeitlupe (Hopital Bethesda )

Das Krankenhaus

Ich war mal wieder krank. Erst hab ich gedacht es wär irgendwie ein ganz normaler Schnupfen, aber als es mir dann nach und nach schlechter ging, hatte ich Malaria im Verdacht. Also bin ich dann mal ins Krankenhaus gegangen. Wenn man hier richtig schwer krank ins Krankenhaus geht, klappt man garantiert in irgendeinem Gang zusammen, bevor man überhaupt weis, welche Krankheit man überhaupt hat. Ich bin um 11 Uhr ins Krankenhaus gegangen und hatte um 16:30h meine Ergebnisse. Dafür musste ich aber erstmal zur Kasse, die Untersuchung bezahlen. Dann ging es weiter zur Untersuchung. Dann natürlich noch mal zur Kasse, das Labor bezahlen um dort dann die Bluttests zu machen. Ganz nebenbei, die Kasse befindet sich unten, das Arztzimmer ein Treppe hoch und einen halben Kilometer weiter am anderen Ende des Krankenhauses und das Labor über dem Arztzimmer. Das heißt, da man jedes Mal wieder zur Kasse laufen muss, dass man gerne mal knapp 2 km und mehrere Stockwerke hoch und runter laufen muss, bevor man weiß, welche Medikamente man nehmen soll, die Krankheit erfährt man sowieso nicht, es sei denn es ist Malaria und der Test zeigt es auch an... Im Labor hieß es, die Ergebnisse wären spätestens um 14:00h da. Als ich dann so gegen 14:30h endlich meine Ergebnisse hatte, hab ich „nur“ noch über eine Stunde wieder auf den Arzt gewartet, der mir dann trotz negativem Malariatest erstmal etwas gegen Malaria verschrieben hat, außerdem noch Hustensaft, etwas gegen Blutarmut und noch ein Antibiotikum, hilft hier immer... Das Paracetamol hab ich abgelehnt, er meinte das hilft gegen die Kopfschmerzen, die ich nicht habe... Ich weiß natürlich auch nicht, was ich jetzt genau hab, hier bekommt man keine Diagnose, sondern einfach nur Medikamente gegen alle Krankheiten, die man unter Umständen haben könnte. Die Blutarmut und das Fieber sind aber ein Zeichen für Malaria, deswegen nehm ich dann mal besser alles, was mir verschrieben wurde, auch wenn mir das Antibiotikum ein absolutes Rätsel bleibt. Ein weiteres Problem ist die krankenhauseigene Apotheke. Hier gibt es zwar Medikamente, aber nicht so zuverlässig alles, was einem verschrieben wurde. Bei mir gab es 3 von 4 Medikamenten nicht. Super! Zum Glück war Sabrina in Kpalimé und konnte sie mir mitbringen. Wenn man die Leute im Krankenhaus bei der Arbeit sieht, könnte man auch denken, sie leiden an chronischer Zeitlupe. Besonders die Spezialisten von Kasse und Apotheke sind da talentiert. Wenn die im Akkord bezahlt würden, hätte das Krankenhaus kaum noch Personalkosten... Meine Güte, so langsam bin ich nicht mal, wenn ich krank bin! Wenn es hier nicht einige wirklich ernst zu nehmende Krankheiten gäbe (Malaria, Typhus...) würde ich gar nicht ins Krankenhaus gehen...

Eigendiagnose: Vermutlich Malaria, durch die Prophylaxe abgeschwächt und dadurch leicht verändert, sodass sie vom Bluttest nicht gefunden wurde... Mir geht es inzwischen deutlich besser.

Schwimmen für Anfänger

Ich war mit meinen Gastgeschwistern, Florian, Sabrina und Flos Gastgeschwistern in Kpalimé im „Schwimmbad“ (Hotelpool). War echt eine ziemlich lustige Sache, aber außer uns Freiwilligen waren nur Nichtschwimmer da. Es ist schon sehr lustig erwachsene Menschen im knietiefen Wasser herumplantschen zu sehen. Ich glaub wir hatten alle ziemlich viel Spaß an dem Tag. Costa, meine bald 11 jährige Gastschwester, kann inzwischen auch fast schwimmen... Wir hatten von Julia Schwimmflügel bekommen und die den Kindern angezogen. Die Schwimmflügel waren für Kinder von 0-6 Jahren, die Kinder waren allerdings zwischen 5 und 17 Jahren. Es hat also nicht ganz gereicht, um davon über Wasser gehalten zu werden, es war aber zumindest mal eine Unterstützung. Spaß gemacht hat es vor allem Costa trotzdem. Ist auf jeden Fall etwas, das noch einmal gemacht werden muss.

Freitag, 6. Mai 2011

Wieder mal was Neues

Fahrradmechaniker

Ich war bei einem Mechaniker um mein Fahrrad endlich mal richtig fahrtauglich machen zu lassen (zweimal, beim ersten Mal hat er nicht alles geschafft). Es hat seid November einiges aushalten müssen. So günstig bin ich noch nie bei eine  Mechaniker gewesen. Fällig war: Eine neue Kette, 8 neue Speichen, eine neue Nabe, Hinterrad zentrieren, eine  neue Hinterbremse inkl. neue Bremsklötze, eine neue Schraube für den Lenker, alles einmal ordentlich schmieren und das Hinterrad war platt (ist mir auch dem Weg dorthin passiert). Alles in allem hab ich inklusive Material knapp 15 Euro bezahlt . Der Mechaniker war echt gut, ich hab ihm die ganze Zeit beim Arbeiten zugeschaut. Erstaunlich, mit wie wenig Werkzeug und wie schnell das alles ging! Ich war für all das insgesamt zweimal da, beim ersten Mal musste ich nach Hause bevor es dunkel wurde... Als ich zum zweiten Mal hingegangen bin war ich schon „Stammkunde“, ob das an den umgerechnet 30 Cent Trinkgeld gelegen hat...?

Das Handy

Bei meinem letzen Wochenende in Kpalimé hab ich mein Handy verloren. Ich hab telefoniert und es danach nicht richtig in meine Hosentasche zurückgesteckt. Ich hab mich erstmal aufgeregt und hab dann von einem anderen Handy aus auf meinem Handy angerufen. Leider hat der Mann am anderen Ende nicht sehr deutlich gesprochen, ich konnte nicht genau hören, wo er sich denn jetzt mit meinem Handy befindet. Der Mann, der mir freundlicherweise sein Handy geliehen hatte, war der Meinung zu wissen, was der Handyfinder meinte und hat mir den Ort auf einen Zettel geschrieben. Ich hab das nicht ganz glauben können, weil ich diesen Ort kannte, mit einem guten Geländewagen und einem rücksichtslosen Fahrer vielleicht in 40 Minuten zu erreichen, ich war mir aber sicher, das Handy vor höchstens einer halben Stunde verloren zu haben. Also bin ich einfach den Weg zurückgefahren, den ich gekommen war. Unterwegs haben mich schon Leute gefragt, ob ich der mit dem verlorenen Handy sei... Der glückliche Finder wollte erst 5000 CFA (fast 8€) war aber dann auch glücklich über 2000 CFA und hat mir mein Handy zurückgegeben...

Nationalfeiertag

Am 27.April vor vielen Jahren (61?) wurde Togo unabhängig. Seitdem ist er Nationalfeiertag und wird mit Paraden im ganzen Land gefeiert. Ich war in Agou-Gare und hab mir die Parade angeschaut, vor allem, weil auch alle Schüler mitmarschieren müssen. Das ganze war erst hoch offiziell mit einer Marschkolonne der Gendarmerie, danach kamen mindestens 5000 Schüler im Gleichschritt, alle sehr darauf bedacht immer schön in einer Reihe zu laufen. Am Tag vorher wurden sogar extra die Straßemarkierungen (gibt es eigentlich nur in Agou-Gare auf einer Strecke von 200m) erneuert. Die Schüler aus Nyogbo waren nicht ganz so ordentlich, dafür haben sie sich ganz gut amüsiert... Nach den Schülern ging es aber erst richtig los, das ganze ähnelte dann einem Fasnachtsumzug. Eine Gruppe nach der anderen kam singend und tanzend im Partnerlook die Straße entlang und versuchte die anderen Gruppen an Lautstärke zu überbieten. Als dann noch die Dorfchefs in Liegesesseln vorbei getragen wurden, war alles offizielle richtig vorbei. Es war nur noch eine einzige Menschenmasse mit Hüftschwung, Trommelmusik und Sodabi (hochprozentig und selbst gebrannt). Alles in allem ein echtes Erlebnis, da sind wohl mal kulturelle Gegensätze vermischt worden...

Freitag, 22. April 2011

Nummer 20


Unser Toilettenprojekt geht gut voran. Schaut doch einfach mal wieder auf den Blog...

Allgemeines

Ich gebe hier seit einiger Zeit Nachhilfe in Deutsch, für eine Studentin, die zum Wintersemester in Deutschland ein Studium anfangen will (eine deutsche Ärztin kümmert sich um Studienplatz und Wohnung). Nach und nach geht das mit dem Reden immer besser, wenn sie studieren will, muss sie aber noch deutlich mehr lernen. Im Moment liest sie ein bisschen zu Hause und ansonsten ist sie so dreimal pro Woche bei mir, um auch mal deutsch zu sprechen. In Nyogbo gab es letzte Woche einen heftigen Zickenkrieg zwischen mehreren Frauen aus zwei benachbarten Höfen. Sie haben sich lautstark bedroht und mussten sogar davon abgehalten werden, sich zu prügeln. Das Ganze dauerte zwei Tage und hat immer mal wieder viele Leute angelockt.

Schule

Die Schule ist hier jetzt so gut wie gelaufen. Diese Woche sind noch Klassenarbeiten in allen Fächern, dann sind Osterferien Teil 2 (eine Woche). Danach ist noch eine Woche Schule und eine Woche Composition (Abschlussarbeit drittes Trimester) und danach ist auch schon Ende. Offiziell ist zwar erst im Juli Schluss, ist aber an keiner Schule hier so... Die Ergebnisse im zweiten Trimester waren übrigens so schlecht wie immer, nur die 5e war richtig gut (67% haben bestanden). Letzte Woche war „semaine culturelle“. Es gab außerschulisches Programm für die Schüler.

Semaine culturelle

Am Mittwoch gab es eine stinklangweilige Eröffnungsrede mit einer Menge unnötiger Daten. Keiner der Schüler will wirklich wissen wie der Direktor von 1988 hieß und wie viele Schüler bei ihm damals ihre Prüfungen bestanden haben... Außerdem hat jeder Redner gelangweilt seinen Text abgelesen und jedes Mal wieder alle offiziell geladenen Gäste einzeln erwähnt.
Zwischendurch haben wir ein bisschen jongliert. Die drei Jungs, die kurz nach den Weihnachtsferien angefangen haben sind wirklich gut geworden für den kurzen Zeitraum. So eine Begeisterung für Jonglage hab ich noch nie erlebt (höchstens im Zirkus Monti, aber die Jongleure dort waren auch sehr viel besser). Bei so einem Publikum macht das richtig Spaß. Der Direktor war so begeistert, dass er uns unbedingt am Nationalfeiertag in Agou-Gare an der Prefecture auftreten lassen will. Abends gab es dann eine Modenschau. Lustig, die Schülerinnen fühlten sich als Models ganz offensichtlich deutlich wohler als im Matheunterricht... Zwischendurch sind „Künstler aus Nyogbo“ aufgetreten (Schüler, die Playback hier bekannte Musiker nachgemacht haben). Richtig lustig, aber nicht mehr nach der achten Wiederholung... (Vielleicht gibt es ja was vergleichbares auf Youtube unter: Toofan Musikvideo). Der Umzug durchs Dorf um auf die Modenschau aufmerksam zu machen war eine einzige Party in Staubwolke zu Guggenmusik. Extrem lustig, hier sieht man richtige Lebensfreude. Am Donnerstag war dann „Débat“. War im Endeffekt nichts als eine ganz lange Moralpredigt. Der erste Redner hat erzählt was er studiert hat, wie wichtig die Schule ist und dass man ganz viel lernen muss, um später mal einen Beruf zu haben, bei dem man viel Geld verdient (völliger Stuss, in Togo brauchst du gute Beziehungen. Qualifikation ist hier bei gut bezahlten Stellen eher Nebensachen). Die anschließende Rede des zweiten Redners beinhaltete ein unschlagbares Erfolgskonzept, das sogar die Hausarbeit berücksichtigt! Leider hat es einen klitzekleinen Schönheitsfehler: Abgesehen von einer halben Stunde Mittagspause ist ein Schüler demnach jeden Tag (auch Sonntag, aber da sind noch drei Stunden Kirche mit drin) von 4 Uhr morgens bis 21:30 Uhr abends entweder damit beschäftigt zu lernen, in die Schule zu gehen oder zu Hause oder auf dem Feld zu arbeiten. Da mag jemand die Realität, ich hätte ihn gerne mal nach einer Woche mit diesem Programm gesehen...
Abends war dann „soiree africaine“ mit Trommelmusik, Tanz, Gesang und großem Feuer. Ein absoluter Selbstläufer, wenn mal das Feuer brennt und die Trommler da sind.
Nach etwas verspätet angefangenen Fußballspiel am nächsten Morgen gab es ein Quiz, bei dem immer zwei Teams gegeneinander angetreten sind. Es wurde eine Frage vorgelesen und das Team, das zuerst auf den Tisch geklopft hat, durfte antworten. Leider kannten die Schüler vorher schon alle Fragen mit Antworten. Auswendiglernen wird hier gut beherrscht, hat sich mal wieder bestätigt. Nur leider scheinen das hier einige mit Wissen zu verwechseln. Am Samstag sind die Schüler dann noch (ohne mich) zu einem Picknick an einem Wasserfall gefahren.



Donnerstag, 7. April 2011

Ghana

Dismal gibt es zwei Seiten mit Bildern, ab jetzt auch immer ein bisschen größere Bilder!

Vorgeschichte

Irgendwann haben Jan (ein anderer Freiwilliger aus Kpalimé) und ich beschlossen in den Osterferien nach Ghana zu fahren. Kurz vor den Ferien wollte ich mir von Sylvestre, unserem „Chef“ eine Arbeits- und Wohnbestätigung geben lassen, weil man ansonsten als Europäer eigentlich kein Visum für Ghana bekommt. Da Sylvestre einige Zeit nicht da war und seine offiziellen Vertretung den Wisch nicht unterschreiben darf, hatte ich natürlich keine Bestätigung. Sylvestre hat sich geweigert, das Ding innerhalb eines Tages auszustellen, zur Botschaft faxen wollte er es auch nicht. Egal, wir sind trotzdem am Donnerstag nach der Schule nach Lomé gefahren, in der Hoffnung, dass das mit dem Visum irgendwie klappt. An der Grenze gab es das auch, aber für ca. 100€, war mir ein bisschen zu viel. Abends waren wir schick und teuer essen, im Restaurant „Alt-München“ (Leberknödelsuppe, Muscheln mit Baguette, Kartoffelsalat und Kalbsschnitzel). Ich hab es dann am nächsten Morgen in der ghanaischen Botschaft in Lomé (auch ohne den offiziellen Wisch) versucht...

FR Lomé - Accra

Bin am Morgen gleich um 8:00 Uhr an der Botschaft gewesen und hab mein Visum beantragt. Mit einem pingelig ausgefüllten Formular, dem Einladungsbrief von ASTOVOT (hab ich als Einladung für Togo bekommen, irgendwann im Sommer 2010), 30 € (Normalpreis Visum) und einiger Überredungskunst hab ich mein Visum dann sogar noch am selben Tag um 14:00 Uhr bekommen. Nach problemlosen Grenzübergang und Geldwechsel sind wir auf asphaltierten Straßen mit einem klimatisierten Kleinbus mit 1 Sitzplatz pro Person (ja, in Ghana gibt es Luxus) bis in die Hauptstadt Accra gefahren. Unterwegs wurden an jedem Stopp von Verkäufern Sachen durchs Fenster gereicht, vor allem Handyguthaben, Essen und Süßkram. Accra ist der absolute Wahnsinn (im wahrsten Sinne des Wortes). Es gibt alles. Villen (Gebäude mit mehreren Stockwerken), vierspurige Straßen, Tankstellen, Supermärkte, intakte Autos (fast alles Taxis), Pizzabuden, Hochspannungsleitungen, Fastfood, Ampeln, Verkehrsschilder, Bushaltestellen, öffentliche Mülleimer mit Mülltrennung, Baumärkte und vor allem fast 3 Millionen Einwohner (es gibt noch mehr, ich hab nur erstmal die beeindruckenden Dinge aufgezählt). Leben wollte ich da nicht. Im Hotel übernachten ging, nachdem wir nach 1 Stunde laufen beim 4 Hotel endlich ein halbwegs günstiges Zimmer bekommen haben...

SA Accra - Aburi - Cape Coast

In Accra sind selbst morgens um 6:00 Uhr schon Taxis unterwegs. Bis wir an der Tro-Tro (großes Sammeltaxi, 23 oder 33 Personen) Station ankommen haben bestimmt 100 Taxifahrer versucht, uns zum Mitfahren zu bewegen. Die Station ist wohl organisiert, es gibt sogar Tickets (kleine Zettelchen). Dafür ist hier die Hölle los, die Station ist ca. 2 Fußballfelder groß, da muss man erstmal das richtige Auto finden. Nach kurzer Suche (ok, wir hatten ortskundige Hilfe) ging es dann bergauf nach Aburi. Wenn am Straßenrand nicht Bananen gestanden hätten, hätte die Straße auch an der Côte d’Azur sein können. Schön hier im Hügelland mit Blick auf das Meer im Hintergrund... In Aburi haben wir uns eine geführte Mountainbiketour gegönnt. Mit dabei waren zwei Engländerinnen, von denen eine nach 8 km bergab und geradeaus völlig erledigt war, und unser Guide. Nach 30 km Flachland war der aber auch nicht mehr so geschmeidig (war wohl noch verkatert). Alles in allem eine schöne Tour, leider VIEL zu langsam und zu kurz, in viereinhalb Stunden kann man auf guten Pisten und einem kurzen technisch einfachen Trail doch mehr fahren als 40 km... Bergauf ging es auch nicht, oder zumindest so wenig, dass ich sagen würde: Tour geht 7 km bergab auf guter Piste, danach weiter auf Piste durch ein weites Tal, kurze einfache Singeltrails durch die Felder, danach bis zum Tagesziel (Wasserfall) weiter durch die Ebene auf Piste. Zurück sind wir dann Geländewagen gefahren. Anstrengender war am gleichen Abend noch nach Cape Coast zu kommen. Nach einer Fahrt mit diversen Verkehrsmitteln (Taxi, Tro-Tro und klimatisierter Reisebus) kamen wir da dann auch an. Auf der Suche nach unserer Unterkunft haben uns noch zwei sturzbesoffene Feuerwehrmänner den Weg „erklärt“, einer hat einfach immer dem anderen nachgesprochen... Zum Glück gab es direkt neben unserer Unterkunft eine Imbissbude, in der wir dann jede Mahlzeit in Cape Coast eingenommen haben...

SO Cape Coast – Kakum National Park - Cape Coast

Cape Coast ist eine kleine Stadt an der Küste. An sich ist hier alles sehr gemütlich. Es gibt eine Festung, die früher als Sklavengefängnis diente. Der Eintritt ist für nicht Ghanaer doppelt so hoch, Kameras kosten extra, dafür ist aber auch alles gut in Schuss gehalten und es gibt eine Führung. Die sind hier so gut auf Touristen vorbereitet, dass ich mich wundere, warum in Togo das niemand hinbekommt, mit Tourismus Geld zu verdienen. Die Festung war ziemlich interessant, das Englisch unseres fachkundigen Touristenführer grenzte dafür für mich ans Unverständliche (der Akzent ist schlimmer als der in Togo). Mittags Waren wir dann in der nächsten Touristenfalle, ein Hängebrückenpfad im Regenwald. Lustig war die Gruppe chinesischer Touristen. Die haben in heller Aufregung Eidechsen (gibt es hier echt überall) fotografiert, wir haben dabei dann die Chinesen geknipst... Regenwald aus der Affenperspektive ist auf jeden Fall mal ganz schön. Zurück nach Cape Coast sind wir dann mit den Chinesen gefahren, abends sind wir wieder zu unserer Lieblingsimbissbude...

MO Cape Coast - Elmina - Kumasi

Nach einem ausgiebigen Frühstück (Bananenpfannkuchen mit Eis in unserer Imbissbude), sind wir am Montag nach Elmina gefahren, ein etwas größeres Fischerdorf mit einem bunten und belebten Fischmarkt. Auf dem Fischmarkt war die Hölle los, ich war froh als wir da wieder draußen waren, aber es war mal ganz interessant zu sehen. Elmina hat zwei Festungen, wir haben beide Besichtigt. Es war ein bisschen wie in Cape Coast, nur dass der Touristenführer der einen Festung früher mal mit dem Präsidenten (wirklich demokratisch gewählt!) in einer Fußballmannschaft gespielt hat und uns Fotos von sich mit dem Präsidenten gezeigt hat. Zurück in Cape Coast, sind wir zur Busstation um den Bus nach Kumasi zu nehmen. Nachdem wir die Tickets gekauft hatten, hat uns die Dame am Schalter auf die Frage nach der Abfahrtszeit doch echt geantwortet: „Sobald der Bus (80 Sitze) voll ist.“ Eine halbe Stunde später war es dann soweit. Auf einer Art Landstraße (sehr guter Zustand) sind wir ohne Zwischenfälle bis Kumasi gekommen. Der Busfahrer hielt sich an die Höchstgeschwindigkeit des Busses, auch innerhalb der Dörfer. Das heißt, er ist einfach immer 110 km/h gefahren, auch wenn am Ortseingang 50km/h stand. Ausnahme waren nur die Dörfer mit Bodenwellen... Kumasi ist total unübersichtlich, da völlig asymmetrisch. Straßen gehen in alle Richtungen, es gibt Kreuzungen mit 5 oder 6 Straßen und alles ist verstopft mit Taxis. Zu allem Überfluss heißen auch noch alle Straßen anders als im Reiseführer. Aber nicht nur das, alle Telefonvorwahlen im Reiseführer waren veraltet (von 2009), wir mussten die Unterkünfte alle zu Fuß abklappern. Die falschen Telefonnummern haben uns immer mal wieder genervt. Im Restaurant gab es dann abends Pizza; entschädigt für alles...

DI Kumasi - Fufulso - Mole

Am nächsten Morgen mussten wir früh aufstehen, wir wollten an einem Tag von Kumasi bis zum Mole National Park kommen. Um 7 Uhr saßen wir dann auch im Bus in die richtige Richtung, wir wären fast nicht mehr reingekommen, aber Ghana ist eben doch nicht so weit weg von Togo, im Gang war noch Platz... Nach einer langen Fahrt neben einem Kubikmeter Kücken in Kartons (das Gepiepse hat schon vor der Abfahrt genervt) sind wir in einem kleinen Kaff namens Fufulso angekommen. Unser größtes Problem war ein Fahrzeug in Richtung Mole zu finden, auf der schlechten Schotterpiste fährt hier nur selten was, meistens sind die Fahrzeuge in Fufulso dann auch schon voll. Wir hatten Glück, es kam ein übervolles Tro-Tro (normal 33, geschätzt 40) mit Platz auf dem Dach. Also haben wir dann dreieinhalb Stunden auf dem Dach die gute Aussicht genossen, zusammen mit den anderen 7 Dachreisenden und dem ganzen Gepäck. Unterwegs gab es einen Zwischenhalt in einem Dorf mit solarbetriebenen Straßenlaternen. Die kamen aus NRW, eine Glanzleistung der Entwicklungshilfe. Ein paar Toiletten oder einfach nur Solarstrom für Steckdosen wäre sinnvoller gewesen. Im Mole sind wir dann noch angekommen, das letzte Stück mussten wir dann aber ein Taxi nehmen. Der Abend war ganz nett, es gibt da nämlich einen Pool.

MI Mole National Park

Morgens war mal wieder nicht viel mit schlafen. Die Elefantensafari (zu Fuß) ging schon um 7:00 Uhr los. Frühstücken muss man da natürlich vorher, die vielen aufdringlichen Warzenschweine versuchen ständig auch etwas abzubekommen. Um 7:20 Uhr geht es dann auch los. Unser Ranger hat ein uraltes Gewehr, scheint aber sehr erfahren zu sein, er entdeckt Tiere schon, wenn sie noch ziemlich weit weg sind. Irgendetwas Rehähnliches (keine Ahnung was das genau war) war auch ständig zu sehen, Vögel und Warzenschweine auch. Bis auf die Warzenschweine waren aber alle Tiere scheu, die Elefanten glänzten durch Abwesenheit, Fußspuren und dampfende Elefantenkacke waren immer wieder zu sehen. Nach knapp 2 Stunden kamen wir dann an ein Wasserloch mit zwei badenden Elefanten. Als sie dann aus dem Wasser gegangen sind, haben wir uns auf der anderen Seite des Wasserlochs bis auf ca.15 Meter nähern können. Ist einfach was anderes als im Zoo... Mittags haben wir dann noch eine Kanutour gemacht. Hingefahren sind wir mit einer Mischung aus Motorrad und Lieferwagen. Unterwegs haben wir dann noch die Paddler abgeholt (wir dachten erst wir holen die Paddel, unser Fahrer hat mal wieder einen heftigen Akzent gehabt). Die Kanutour hat sich gelohnt. Auf einer trüben Brühe gab es unter einem dichten Blätterdach eine Menge Vögel zu sehen. Leider hab ich es nicht auf die Reihe bekommen, welche (klein, blau, viel zu schnell weg) zu fotografieren. Auf dem Rückweg haben wir noch eine alte Moschee von außen besichtigt, sehr interessante Bauweise, stammt aus dem Sudan. Abends sind wir dann mit einem Ranger zusammen zu unserem neuen Schlafplatz gelaufen: Ein Baumhaus im Park. Komfort war es nicht, aber es war ein Erlebnis, auch wenn man nachts die Tiere nur gehört und nicht gesehen hat...

DO Mole – Fufulso Kumasi

Morgens um 2:35 Uhr Ortszeit klingelte unser Wecker. Wir mussten zusammenpacken und im Dunkeln eine Stunde lang zurücklaufen, um den einzigen regulären Bus (4:00 Uhr) zu erwischen, der von Mole in Richtung Tamale fährt. Der Bus war nicht da, Motorpanne am Abend vorher. Zusammen mit allen andren, die auch abreisen wollten sind wir mit einem Ranger und seinem Auto bis zu dem Bus gefahren worden. Um halb 6 war der Bus dann repariert, losgefahren sind wir dann um 6:00 Uhr. Hat ja alles ganz gut geklappt. Der Rückweg bis Kumasi war dann kein Problem mehr, es gibt auf den Hauptverkehrsstrecken in Ghana ja schließlich klimatisierte Reisebusse! In Kumasi haben wir abends in einem netten Restaurant im dritten Stock auf der Terrasse gesessen und das Verkehrschaos betrachtet. Der Eingang zum Restaurant war kaum zu finden, dafür war das Essen gut, auch wenn die Salatsoße aus Ketchup und Mayo bestand... Bei der Busstation gibt es übrigens eine Mülltonne mit der Aufschrift: „Stadt Freiburg – 1989 – Bitte keine heiße Asche einfüllen“

FR Kumasi - Tafi Atome

Weil wir am Freitag eine überschaubare Strecke zu fahren hatten, sind wir spät aufgestanden und haben erstmal gemütlich gefrühstückt und uns noch ein bisschen das Gewühl von Kumasi angeschaut. Die Fahrt war ganz angenehm, nur einmal umsteigen. Unterwegs gab es eine tolle Brücke und ganz viele rot und gelb gestrichene Häuser. Alles Werbung für Handykarten... Ansonsten war nicht viel los. Abends haben wir dann in Tafi Atome (ein Dorf in der Nähe des Lake Volta) übernachtet. Ein erholsamer aber fast langweiliger Tag.

SA Tafi Atome - Wli

In Tafi Atome sind die Affen im Wald inzwischen so an Besucher gewöhnt, dass sie aus der Hand fressen. Wenn sie nicht mehr viel Hunger haben, bleiben sie auf dem Baum sitzen und warten darauf, dass man ihnen die Bananen zuwirft (die können gut fangen). Tafi Atome ist durch die Affen inzwischen relativ reich geworden. Mit dem Geld der Touristen wurde ein Gästehaus gebaut, die Schule renoviert, eine kleine Krankenstation errichtet und die Wege im Affenwald wurden ausgeschildert. Mit Tourismus lässt sich ganz gut verdienen... Mittags waren wir dann in Wli, nahe der Grenze. Hier gibt es zwei große Wasserfälle. Unser Guide zum oberen Wasserfall war gut in Form, leider ist er der Gruppe immer weggerannt, wir mussten ihn bremsen. Der Wasserfall ist echt schön, zum schwimmen ist das Wasser zu flach aber zum planschen reicht es allemal. Angeblich ist das Wasser kalt, ich fand es ganz angenehm... Abends haben wir im Restaurant unserer Unterkunft gegessen. Ich hab das erste Mal in Ghana echte Spaghetti Bolognese bekommen, (zwei Mal hatte ich Bolognese bestellt aber irgend etwas ähnliches bekommen) vielleicht auch deswegen, weil die Herberge von einem deutschen Ehepaar geführt wird. War sehr schön dort, ich hätte noch ein bisschen bleiben können.

SO Back to Togo

Nach einem sehr unkomplizierten Grenzübertritt von Ghana ins Niemandsland (Stempel und Unterschrift) und einem noch einfacheren vom Niemandsland (zwischen den beiden Kontrollen mussten wir ca. 1 km laufen) nach Togo (in ein Buch schreiben) waren wir wieder zurück in Togo. Alles war wieder wie vorher. Die Straßen hatten wieder Schlaglöcher, der Tacho im Auto funktionierte nicht und im Auto saßen wieder 7 statt 5 Leute. Außerdem mussten wir beim Umsteigen ca. eine halbe Stunde warten. Die Fahrt von Kpalimé nach Nyogbo war dann schon ganz vertraut. In Nyogbo kam dann die Überraschung; Rami, mein ehemaliger Mitbewohner hat sich den Fuß gebrochen und ist wieder zurück in Deutschland. Gute Besserung!

Mittwoch, 23. März 2011

Leider keine Bilder

Heute leider keine Bilder! Nächtes Mal wieder!
An alle: Wenn euch irgendwas interessiert was hier so los ist und über das ich noch nicht geschrieben habe, fragt doch einfach nach. Wenn ich es als lohnend empfinde, schreib ich was darüber auf den Blog. Christine, meine Patentante, macht das ständig, deswegen auch „Für Christine“. Diesmal ist es relativ viel, ich hab lange nicht geschrieben und werde erst wieder in ca. 2 Wochen schreiben, weil hier ab dem 26.3. Ferien sind und ich da in Ghana bin (wenn das mit dem Visum klappt).

Allgemeines

Nachdem ich hier mal zum ersten Mal krank geworden bin, geht e mir jetzt wieder besser. Zwei Tage wässeriger Durchfall und Fieber waren auch nicht besonders angenehm. Na ja, passiert, wenn man aufgrund von Tomaten (mit gefiltertem Wasser gewaschen, hat wohl nicht gereicht) Amöben und Bakterien gleichzeitig bekommt. Ich bin ziemlich fit, nur die Hitze macht sich hier langsam bemerkbar, deswegen bin ich irgendwie bewegungsfaul. Seit fast zwei Wochen ist es nun so heiß, dass ich hier selbst sitzend noch schwitze. Ich hab mich zwar langsam an die Temperatur gewöhnt, aber ich schwitze trotzdem noch wie blöd... Nervig! Viele Grüße an alle die gerade die ersten „warmen“ Frühlingstage genießen (wenn es nicht gerade einen Kälteeinbruch gibt), hier kann man die Raumtemperatur im relativ „kühlen“ Zimmer mit dem Fieberthermometer messen. Ich hab übrigens endlich mein letztes Geburtstagsgeschenk bekommen. Mein Zimmer ist jetzt kunstvoll unregelmäßig weiß gestrichen. Hat auch ziemlich lange gedauert aber jetzt kann ich wenigstens abends halbwegs gut lesen, vorher war das Zimmer einfach ziemlich dunkel.

Schule

In der Schule ist neulich etwas ziemlich lustiges passiert. Eine der besseren Schülerinnen (eine die so gut Kopfrechnen kann, wie man es von jemandem aus der 8. Klasse erwarten kann) hat Monsieur AGBAGBA (der prügelnde Mathelehrer) zweimal den Stock vom Tisch geklaut. Beim ersten Mal tauchte der dann irgendwann aus den hinteren Reihen der Klasse wieder auf, als der Stock gebraucht wurde. Beim zweiten Mal war besagte Schülerin an der Tafel, um etwas zu rechnen und hat auf dem Rückweg die Kreide auf den Tisch gelegt und ganz dreist den dort liegenden Stock mitgenommen. Es gibt also doch noch Schüler, die sich etwas trauen (auch wenn sie leider selten sind)! Wahnsinn, normalerweise sagen die doch sonst zu allem ja und versuchen, es jedem Lehrer so recht wie möglich zu machen, um auf keinen Fall irgendeine Art von Ärger zu bekommen. Die in der 4e sind dagegen zum Großteil Vollpfosten. Die können mit dem Geodreieck keinen rechten Winkel zeichnen, können ein Quadrat nicht von einem Rechteck unterscheiden und zeichnen gleichschenklige Dreiecke mit drei unterschiedlich langen Seiten. Wohlgemerkt all das, direkt nachdem ich es erklärt hatte. Das für die zentralen Klassenarbeiten zuständige Ministerium ist auch nicht so besonders fit. Erst hieß es, die Arbeiten fangen Montags an. Einen Plan mit der Reihenfolge gab es natürlich bis Freitag noch nicht. Als der Plan dann am Montagmorgen kam, stand dann immerhin die Prüfungsreihenfolge und der Beginn (Dienstag) fest. Organisé par l’état togolais. Du courage, ça va aller. (ganz frei: Der Staat hat alles geregelt, bleibt zuversichtlich, das läuft dann schon.)

Interessantes

Ich war neulich bei Florian in Kebo-Dalave am Pic d’Agou. Dort müssen mich jetzt alle für völlig verrückt halten. Ich habe nämlich mit dem Fahrrad zwei 10-Kilo-Hanteln bei ihm vorbeigebracht. Bei Hitze mit dem Fahrrad, zwei Hanteln auf dem Gepäckträger und einen großen Rucksack mit Isomatte auf dem Rücken, bin ich dort angekommen. Ich will gar nicht wissen, was die genau von mir gedacht haben, hier gilt die Straße zum Pic allgemein als steil... In seinem Dorf gibt es zwar keinen Strom, dafür aber ein mit deinem Generator betriebenes Kino. Im Kinosaal (Strohhütte mit provisorischen Holzbänken) kann man für 100 Franc CFA (15 Cent) einen Film anschauen. Auf der Leinwand (uralter Röhrenfernseher) werden internationale Filme gezeigt die regelmäßig die Zuschauer begeistern. Die Filme kommen aus Ghana oder Nigeria, sind deswegen auf afrikanischem Englisch (versteht man nicht gut, die Leute aus dem Dorf gar nicht, die können kein Englisch) und in einer beschissenen Qualität. Von der „Filmmusik“ und der Tonqualität fang ich erst gar nicht an. Ein Kinobesuch loht sich trotzdem ein Mal, um sich über die „Handlung“ und die „Spezialeffekte“ lustig zu machen (auf keinen Fall alleine hingehen). Der Film, den wir gesehen haben, ging um einen Priester, der sich einem Satanskult verschrieben hat und Babys aus dem Krankenhaus klaut, um sie seinem Meister zu opfern. Am Ende wird er jedoch von einem polizeilichen Ermittler und dem katholischen Bischof gestellt und unschädlich gemacht. Hier setzten jetzt die wunderbaren Spezialeffekte ein. Die beiden Guten hatten jeweils ein kleines Kreuz an einer Kette. Als sie die Kreuze hochgehalten haben, kam eine Art Laserstrahl und hat den falschen Priester regelrecht verprügelt. Völliger Schwachsinn, aber es lohnt sich, es ist so blöd, dass man sich beim Anschauen gut amüsiert...


Für Christine (immer diese Sonderwünsche...;)

Ich hab mal wieder eine Anregung von Christine bekommen (an alle anderen, ihr dürft euch gerne auch was wünschen, einfach einen Kommentar schreiben). Diesmal schreib ich etwas über die Rollenteilung (Gleichberichtigung wäre das falsche Wort) und über das Familienleben, hängt hier irgendwie zusammen. Der Teil zu „handwerklicher Tradition, Kunst und Musik“ kommt mit dem nächsten Eintrag, über „Dinge, die wir von den Leuten hier lernen können“ schreib ich, sobald mir wieder was Neues dazu einfällt. So, jetzt aber erstmal zur Rollenverteilung. Insgesamt kann man sagen, dass Ältere immer mehr zu sagen haben, als Jüngere und Männer mehr als Frauen. Ab welchem Alter und bei welchen Verwandtschaftsverhältnissen ein Junge einer älteren Frau übergeordnet ist, kann ich nicht sagen. Auf jeden Fall ist man hier als jüngstes Mädchen einer Familie so ziemlich das Dienstmädchen. Wenn ein Besucher da ist, und meine Gastmutter um etwas bittet, ruft sie nach ihrer jüngeren Halbschwester, die dann ihrerseits ihre kleinere elfjährige Schwester (sie ist die Jüngste) das Gewünschte holen schickt. Bei Florian (der vom Berg mit dem Toilettenprojekt) waren Schüler (Jungs) zu Besuch, die dann die Direktorstochter, die im gleichen Hof wohnt und in die Klasse über ihnen geht, im Befehlston Wasser holen geschickt was sie dann auch ohne sich zu beschweren direkt gemacht hat. Wenn ich meine kleine Schwester in Deutschland spülen schicke, wenn ich eigentlich dran bin, kann ich davon ausgehen, dass garantiert nicht gespült wird. Hier gibt es einfach eine ganz strenge Hierarchie, die auch von niemandem infrage gestellt wird. Nicht nur in den Familien, sondern auch in der ganzen Gesellschaft. Generell kann man sagen, dass Menschen mit wichtigen Berufen immer fast schon mit Unterwürfigkeit begegnet wird. Als Staatsbeamter, Schuldirektor oder Arzt gilt man hier einfach als jemand. Schüler, bzw. Schülerinnen stehen in der Hierarchie ganz unten. Der Schuldirektor oder ein Lehrer kann einfach mal Schüler zu sich bestellen, um sie für ihn arbeiten zu lassen ohne ihnen dafür irgendeine Gegenleistung zu geben...