Donnerstag, 17. Februar 2011

Internet ist ein Luxusgut

Es gibt Neuigkeiten. Unser Toilettenprojekt hat jetzt richtig begonnen. Alles ist soweit geregelt, der Bauplatz ist markiert und mit dem Ausgraben wird schon angefangen! Vielen Dank an alle, die schon etwas gespendet haben. An dieser Stellen viele Grüße nach Budenheim an die Kegler und alle anderen!

Schule

In der Schule wird alles immer mehr zur Routine. Neulich habe ich mit den Schülern der 4e (9.Klasse) eine Arbeit geschrieben. Um das hier viel zu verbreitete Abschreiben etwas unter Kontrolle zu bekommen, hab ich die Klasse geteilt und habe zusätzliche Aufsichtspersonen organisiert. Mit 36 Schülern pro Raum, zwei Aufsichten pro Raum und einem Tisch pro Schüler hab ich zum ersten Mal (fast) keine abgeschriebenen Ergebnisse gefunden. Alleine mit 72 Schülern in einem Klassenzimmer wird einfach nur beschissen. Ich glaub, ich werde jetzt immer mehrere Lehrer bitten, beim Aufpassen zu helfen...
Für die 4e hab ich auch die offiziellen Aufgaben für die „Devoirs surveillés“ ( in die Endnote zählende Klassenarbeit) zusammengestellt. Wenn die von der Inspection in Kpalimé akzeptiert werden, wird das die leichteste Arbeit seit Gründung des Collèges...

Allgemeines

Togotelecom hat einen Aussetzergehabt. Die haben es mehr als eine Woche lang nicht auf die Reihe bekommen, unseren Internetstick aufzuladen. Ich war deswegen mal in einem Internetcafé. Ein Internetcafé heißt hier „Cyber“ (sprich: Sibäär). War gar nicht so schlecht, bis der Strom ausgefallen ist. Ziemlich nervig, wenn man noch was erledigen muss. Der Strom fällt zur Zeit häufiger aus, immer wenn es regnet. Im Moment regnet es immer mal wieder abends, mittags ist es dafür noch wärmer als vorher. Immerhin ist jetzt nicht mehr so viel Staub in der Luft und man kann die Berge hinter Kpalimé wieder sehen.

Jonglage für Fortgeschrittene

Die Jongleure werden immer besser. Inzwischen können schon ziemlich viele mit drei Bällen jonglieren. Weil ihnen das anscheinend nicht reicht, probieren die ständig irgendetwas aus, zum Beispiel hinter dem Rücken durchwerfen. Es ist schon erstaunlich, wie schnell die das dann auch noch hinkriegen. Mit Keulen klappt es auch schon bei einigen, es gibt sogar welche die haben gerade mal in einer Stunde so ganz neben bei MillsMess gelernt (für nicht Jongleure: mit überkreuzten Armen jonglieren). Eine Frau (ca.55 Jahre) die zufällig auch an der Bibliothek war, hat mit einer Mappe auf dem Kopf versucht zu jonglieren. Hat nicht geklappt, aber die Mappe ist die ganze Zeit auf dem Kopf geblieben, obwohl sie sich ziemlich hektisch bewegt hat...

Sonstiges

Ein Wellblechdach ist was feines. Immer wenn der Regen aufs Dach trommelt, klingt das wie der Regen auf dem Dachflächenfenster zu Hause... Die Fenster hier sind dafür beschissen. Sie bestehen aus mehreren Glasscheiben, die gekippt werden können. Allerdings gibt es im geschlossenen Zustand eine Lücke unter der untersten Glasscheibe. Bei der Kombination aus Wind und Regen läuft dann Wasser ins Zimmer. Wenn die Fenster offen sind, regnet es direkt rein, auch nicht viel besser.

Donnerstag, 3. Februar 2011

Endlich mal wieder...


So, als erstes gibt es die übliche Ausrede, warum der Blogeintrag so lange gedauert hat. Erst hab ich es nicht auf die Reihe bekommen, den Eintrag fertig zu schreiben. Als er dann endlich fertig war, war auch leider der Crédit von unserem Internetstick aufgebraucht... Wenigstens gibt es hier in der Nähe Internet, ich hab gerade einen Artikel von einer Entwicklungshelferin gelesen, die dafür, genau wie für Handynetz und Krankenhaus, 120 km fahren muss. Bei uns gibt es nur gelegentlich mal kein Wasser (Brunnen geht aber immer) oder keinen Strom.

Feuer

Es regnet hier seit neuestem ständig, allerdings nur Asche weil hier ständig irgendetwas brennt. Entweder einer der zahlreichen Müllhaufen oder zusammengefegtes Laub oder irgendein Feld (oder bei Ramis Gastfamilie die Toilette). Für das ständige Abfackeln von Feldern oder sonstigem Gesträuch gibt es mehrere Gründe. Entweder ist es ganz gewöhnliche Brandrodung, oder es hat einfach angefangen zu brennen, weil es gerade ziemlich trocken ist. Die dritte Möglichkeit ist, dass mal wieder irgendjemand Jagd auf eine Buschratte (Bisamratte) macht. Gab es übrigens heute zum Mittagessen. Schmeckt gut zusammen mit Fufu und scharfer Soße!

Schule und so weiter

Im Moment ändert sich nicht viel an meinen Tätigkeiten hier. Ich bin regelmäßig morgens in der Schule und Nachmittags in der Bibliothek. Inzwischen kommen sogar einige Schüler dahin, manche sogar zum lesen! Es ist immerhin ein Anfang, aber irgendwie traurig wenn
20-jährige Neuntklässler Bilderbücher für Fünfjährige lesen, weil es die einzigen Bücher sind, die sie auch wirklich verstehen. Mein Studenplan hat sich etwas geändert. Ich hab jetzt vier Stunden die Woche 4e (9.Klasse) alleine, zwei Stunden 6e (7.Klasse) alleine, vier Stunden 5e (8.Klasse) zusammen mit dem Mathelehrer von hier und eine Stunde 3e (10.Klasse) zusammen mit dem Direktor. Die letztgenannte Stunde vermeide ich so oft es geht, das Verhalten der Klasse und der Unterricht sind einfach frustrierend wenn der Direktor dabei ist. Anders ausgedrückt: Die Klasse ist wie tot. Keiner spricht, niemand traut sich zu antworten, alle haben nichts als Angst. Pädagogik für Stockschläger. Sch....

Was hier sonst noch so los ist

Ich hänge wie immer mittags in der Babibliothek ab, inzwischen gibt es auch einige Schüler die (3 Bälle) jonglieren können. Es gibt auch einen, der kann schon 3 Keulen nach dem vierten Mal! Absolut erstaunlich, wie schnell der das gelernt hat. Wenn man die Schüler hier nur mit allem so begeistern könnte, wie mit Jonglage...
Ansonsten bin ich gerade zum Konditor geworden, ich bin ständig am Kuchen backen wegen irgendwelchen Geburtstagen. Nebenbei wird gerade die Treppe im Garten regenzeitsicher gemacht. Ich hoffe mal, dass meine gebastelte Konstruktion dann auch wirklich hält.


(Teilweise) das von Christine Gewünschte

Hier schreib ich jetzt mal was auf Anregung von Christine was ich hier in Togo so von den Leuten gelernt habe. Ich wurde gebeten diesen Teil ohne Sarkasmus zu schreiben, leider muss ich feststellen, dass ich dann kaum in der Lage bin etwas zu verfassen. Deswegen ist immer mal wieder ein bisschen davon vorhanden. Die Menschen hier lassen sich durch fast nichts aus der Ruhe bringen. Wenn ihr geplantes (wenn es wirklich geplant war) Vorhaben gerade nicht funktioniert, weil kein Strom, kein Wasser, kein Auto, kein Moto oder sonst irgendwas nicht da ist, wird einfach gewartet und gehofft, dass das alles bald funktioniert. Hier läuft alles etwas ruhiger und spontaner ab. Genauso werden halb fertige Häuser hier so lange in diesem Zustand gelassen, bis mal wieder Geld zum Weiterbauen da ist. Wenn man gerade irgendetwas nicht versteht, versucht man es nicht zu verstehen sondern hofft, dass es sich irgendwann dann von selbst klärt. Ich lerne hier alles etwas langsamer angehen zu lassen. Auch noch gelernt habe ich, dass Klassen mit 70 Schülern (offizielle Richtlinie in Togo) einfach viel zu groß sind, ich habe es schätzen gelernt, dass Leute in Deutschland normalerweise maximal 10 min. später zu einer Verabredung kommen und nicht 3 Stunden später... Auch freue ich mich jedes Mal über ein vorausschauendes Handeln und über wohl überlegte Organisation und Zeitplanung (gibt es hier nicht). Effizienz gibt es gar nicht. Ach und noch was, es ist schön hier mal eine Regelmäßigkeit in einer Sache zu erkennen, schade nur, wenn diese darin besteht Lichtschalter immer so hinter der Tür anzubringen, dass man das Licht nicht mehr anmachen kann, wenn die Tür offen ist. Das was ich hier wohl am meisten gelernt habe, ist sich über normalerweise selbstverständliche Sachen zu freuen, wenn sie funktionieren. Dazu gehört auch eine nicht quietschende Tür, etwas normalerweise total Unbemerktes...
Christine, ich bitte um weitere Fragen und Anregungen, nicht nur zu diesem Text!