Dienstag, 19. Juli 2011

Eintrag 26


Endlich mal wieder im Internet (in lomé, schoen schnell)... Ich war in Benin, deswegen habe ich so lange nicht geschrieben, dafür ist dieser Eintrag auch wieder etwas länger...

Do Lomé

Um nach Benin fahren zu können, habe ich erstmal ein Visum gebraucht. Zum Glück ist das für Benin ziemlich unproblematisch, einfach Reisepass, zwei Passfotos und 10 000 CFA (15€) im Konsulat abgeben, einen Antrag ausfüllen und einen Tag warten. Natürlich muss man 25 (!)CFA extra bezahlen, damit die eine Kopie vom Reisepass machen können... Ich war dann gezwungenermaßen noch etwas im Lomé, habe dabei aber eine interessante Aktion erlebt. Der Kandidat der Opposition ist nämlich zu Fuß den Boulevard am Strand entlanggelaufen, begleitet von einer Meute Mototaxis, die als seine persönliche Security herhalten mussten (und wollten), weil er die staatlichen Polizeikräfte zurückgewiesen hatte. Ansonsten gibt es in Lomé nichts Neues, außer dass man in den Nebenstraßen schwimmen kann...

Fr Grand Popo

Visum pünktlich bekommen, gleich ein Taxi gefunden bis zur Grenze. Die Grenze zu überqueren ist an sich kein Problem, nur etwas nervig. Ich musste fünfmal meinen Reisepass vorzeigen, einmal meinen Impfausweis, habe zwei Stempel und zwei Unterschriften holen müssen. Ging aber alles reibungslos, direkt hinter der Grenze war auch dann gleich wieder ein Sammeltaxi, erster Unterschied zu Togo: Autos und Straßen in besserem Zustand, Beladung gleich (so viel wie irgendwie geht). In Grand Popo (heißt wirklich so) bin ich dann in der Lion Bar untergekommen, direkt am Strand, Kokospalmen direkt vor der Tür und eine ziemlich entspannte Atmosphäre... Abends gab es dann Pizza mir frischen Kräutern, gar nicht so schlecht aber ohne Käse...

Sa Ouidah – Grand Popo

Am nächsten Morgen habe ich dann eine Kanutour in einem Einbaum gemacht. Sehr schön, quer durch die Mangrovenwälder... Mittags bin ich dann nach Ouidah gefahren und habe mir ein Museum, dass in einem alten Fort unterbracht ist, angeschaut. An sich ist Ouidah wohl für Voodoo bekannt, was man davon zu sehen bekommt, ist es allerdings nicht wert dorthin zu fahren. Es gibt hier jedoch einmal im Jahr ein Voodoofestival, vielleicht muss man dann hingehen... Ansonsten erfährt man hier dennoch ziemlich viel Interessantes über diverse Könige und den Sklavenhandel. Ich bin dann wieder zurück nach Grand Popo, um dort zu übernachten, diesmal gab es Spaghetti mit Tomatensauce und Crevetten...

So Cotonou

Nach einem langen, verregneten Vormittag bin ich mit einer Zirkusgruppe, die zufällig in der Lion Bar waren, nach Cotonou gefahren. Die Gruppe bestand ein paar Jugendlichen, die auf dem Markt von Cotonou leben und seit zwei Jahren zusammen üben. Das Ganze wird von einer Belgierin betreut, bei der ich dann auch die ganze Zeit in Cotonou gewohnt hab... Die Busfahrt nach Cotonou war ziemlich laut, weil wir Trommeln und andere Musikinstrumente
dabei hatten... Ansonsten war nicht viel los, außer auf den Straßen von Cotonou, dar dafür allerdings umso mehr, noch nie so einen hektischen Verkehr gesehen...

Mo Immernoch Cotonou

Am Montag war ich nur in Cotonou unterwegs. Da ich bis abends nichts vorhatte, habe ich mir von einem Betreuer des Zirkus den großen Markt zeigen lassen. Das ist absolut Wahnsinn, es gibt dort (fast) nichts, was es nicht gibt, man muss es nur finden, in zwei Stunden kann man nicht ganz durchlaufen. Es gibt dort ca. 8000 Verkäufer und noch mal doppelt so viele Kinder, die verkaufen helfen müssen. Ein paar dieser Kinder sind irgendwann im Zirkus gelandet und inzwischen richtig gut, besonders in Akrobatik. Ich bin eigentlich nur so gut in Cotonou untergekommen, weil ich angeboten habe, meine Jonglagekenntnisse weiterzugeben. Hab ich dann auch gemacht, die sind ziemlich begabt, es fehlt ihnen nur ein bisschen Ausrüstung und ein dauerhafter Trainer (oder ein Internetanschluss mit PC, zum Youtube Jonglagevideos anschauen...). 

Di Ganvie – Cotonou

Am Dienstagvormittag war ich in Ganvie, dem „Venedig Afrikas“. Klingt jetzt erstmal sehr gut, war auch ganz nett aber unter „Venedig“ versteht man nur mal keine Baracken. Ganvie ist ein Fischerdorf auf Stelzen, mitten auf einem See. Sehr interessant, vor allem der schwimmende Markt, jede Verkäuferin hat ein Boot beladen mit Stapeln von Nahrungsmitteln, und zum einkaufen muss man mit dem eigenen Boot hindurch fahren... Allerdings lässt man hier alte Häuser einfach einstürzen und die „Kanalisation“ ist der See, was beides nicht unbedingt zur Wasserqualität beiträgt... Abends habe ich dann eine zweite Trainingseinheit mit dem Zirkus gemacht. Eigentlich hat der Zirkus gerade Sommerferien, allerdings sind alle extra zweimal zum Jonglieren gekommen. War toll.

Mi Porto Novo – Cotonou

Porto Novo hat ein ganz spezielles Museum, in einem alten Kolonialhaus ist eine Mischung aus Geschichte und Privatsammlung ausgestellt. So findet man hier auch alte Technik (ca. 1880-1950) aus allen Teilen der Welt und was der Typ halt alles so gefunden hat... Einzigartige Mischung, war wirklich von allem etwas... Dann gibt es noch etwas geniales in Porto Novo, das „Centre Songhai“. Das ist ein super Model, wie Entwicklungshilfe aussehen könnte! Hier wird nachhaltige Landwirtschaft betrieben, gleichzeitig werden die Produkte auch gleich weiterverarbeitet, es gibt viele Ausbildungsplätze, alle Mitarbeiter werden bezahlt und das ganze wirft auch noch Gewinn ab. Ein Besuch lohnt sich, hier wird wirklich alles genutzt, was irgendwie geht, jetzt soll sogar noch eine Recyclinganlage für Plastik gebaut werden, alles in allem, toll.

Do Abomey – Grand Popo

Ich habe Cotonou mit einem guten Zirkusvideo auf der Speicherkarte verlassem und bin in Richtung Norden gefahren, aber nicht weit, nach Abomey, der Hauptstadt des ehemaligen Königreichs von Benin. Bis 1900 leistete der König mit seiner Armee den Franzosen erbitterten Widerstand. Der Königspalast muss einmal prächtig gewesen sein, inzwischen ist er ein riesiges Museum. Und in Abomey gibt es eine offizielle Touristensteuer auf den Eintritt, ist wirklich so, 1000 Franc CFA (1,50€)! Ich bin dann ganz gemächlich und mit langen Wartezeiten wieder nach Grand Popo gefahren, weil es mir dort so gut gefallen hat und weil ich nicht noch mindestens 3 Stunden im Dunkeln bis nach Nyogbo fahren wollte, was ursprünglich mal so gedacht war.

Fr Agou-Nyogbo

Nach einem weitern Grenzübergang mit den üblichen Formalitäten, einigen Einkäufen in Lomé und vier verschiedenen Taxis bin ich wieder in Nyogbo zu Hause angekommen und hab dann am nächsten Tag erstmal Makkaroni (hab keine Spätzle gefunden) mit Linsen, Karotten und Würstchen gekocht. Für das nächste ist Mal ist Kartoffelsalat geplant. „Europäisch“ kochen ist zwar hier relativ teuer, allerdings deutlich billiger als Essen gehen, wenn ich einmal essen gehe, kann ich dafür fast für die ganze Familie kochen, auch wenn manches, mangels Zutaten, etwas improvisiert ist. Aber immerhin, es wird gerne gegessen und nicht nur von mir...


1 Kommentar:

  1. Hallo Jakob,
    wann kommt eigentlich der Abschlussbericht vom Toilettenprojekt? und gibt es Bilder von der fertigen Toilettenanlage? und wie wird die Anlage angenommen?
    Viele Grüße von zuhause
    Papa

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