Mittwoch, 23. März 2011

Leider keine Bilder

Heute leider keine Bilder! Nächtes Mal wieder!
An alle: Wenn euch irgendwas interessiert was hier so los ist und über das ich noch nicht geschrieben habe, fragt doch einfach nach. Wenn ich es als lohnend empfinde, schreib ich was darüber auf den Blog. Christine, meine Patentante, macht das ständig, deswegen auch „Für Christine“. Diesmal ist es relativ viel, ich hab lange nicht geschrieben und werde erst wieder in ca. 2 Wochen schreiben, weil hier ab dem 26.3. Ferien sind und ich da in Ghana bin (wenn das mit dem Visum klappt).

Allgemeines

Nachdem ich hier mal zum ersten Mal krank geworden bin, geht e mir jetzt wieder besser. Zwei Tage wässeriger Durchfall und Fieber waren auch nicht besonders angenehm. Na ja, passiert, wenn man aufgrund von Tomaten (mit gefiltertem Wasser gewaschen, hat wohl nicht gereicht) Amöben und Bakterien gleichzeitig bekommt. Ich bin ziemlich fit, nur die Hitze macht sich hier langsam bemerkbar, deswegen bin ich irgendwie bewegungsfaul. Seit fast zwei Wochen ist es nun so heiß, dass ich hier selbst sitzend noch schwitze. Ich hab mich zwar langsam an die Temperatur gewöhnt, aber ich schwitze trotzdem noch wie blöd... Nervig! Viele Grüße an alle die gerade die ersten „warmen“ Frühlingstage genießen (wenn es nicht gerade einen Kälteeinbruch gibt), hier kann man die Raumtemperatur im relativ „kühlen“ Zimmer mit dem Fieberthermometer messen. Ich hab übrigens endlich mein letztes Geburtstagsgeschenk bekommen. Mein Zimmer ist jetzt kunstvoll unregelmäßig weiß gestrichen. Hat auch ziemlich lange gedauert aber jetzt kann ich wenigstens abends halbwegs gut lesen, vorher war das Zimmer einfach ziemlich dunkel.

Schule

In der Schule ist neulich etwas ziemlich lustiges passiert. Eine der besseren Schülerinnen (eine die so gut Kopfrechnen kann, wie man es von jemandem aus der 8. Klasse erwarten kann) hat Monsieur AGBAGBA (der prügelnde Mathelehrer) zweimal den Stock vom Tisch geklaut. Beim ersten Mal tauchte der dann irgendwann aus den hinteren Reihen der Klasse wieder auf, als der Stock gebraucht wurde. Beim zweiten Mal war besagte Schülerin an der Tafel, um etwas zu rechnen und hat auf dem Rückweg die Kreide auf den Tisch gelegt und ganz dreist den dort liegenden Stock mitgenommen. Es gibt also doch noch Schüler, die sich etwas trauen (auch wenn sie leider selten sind)! Wahnsinn, normalerweise sagen die doch sonst zu allem ja und versuchen, es jedem Lehrer so recht wie möglich zu machen, um auf keinen Fall irgendeine Art von Ärger zu bekommen. Die in der 4e sind dagegen zum Großteil Vollpfosten. Die können mit dem Geodreieck keinen rechten Winkel zeichnen, können ein Quadrat nicht von einem Rechteck unterscheiden und zeichnen gleichschenklige Dreiecke mit drei unterschiedlich langen Seiten. Wohlgemerkt all das, direkt nachdem ich es erklärt hatte. Das für die zentralen Klassenarbeiten zuständige Ministerium ist auch nicht so besonders fit. Erst hieß es, die Arbeiten fangen Montags an. Einen Plan mit der Reihenfolge gab es natürlich bis Freitag noch nicht. Als der Plan dann am Montagmorgen kam, stand dann immerhin die Prüfungsreihenfolge und der Beginn (Dienstag) fest. Organisé par l’état togolais. Du courage, ça va aller. (ganz frei: Der Staat hat alles geregelt, bleibt zuversichtlich, das läuft dann schon.)

Interessantes

Ich war neulich bei Florian in Kebo-Dalave am Pic d’Agou. Dort müssen mich jetzt alle für völlig verrückt halten. Ich habe nämlich mit dem Fahrrad zwei 10-Kilo-Hanteln bei ihm vorbeigebracht. Bei Hitze mit dem Fahrrad, zwei Hanteln auf dem Gepäckträger und einen großen Rucksack mit Isomatte auf dem Rücken, bin ich dort angekommen. Ich will gar nicht wissen, was die genau von mir gedacht haben, hier gilt die Straße zum Pic allgemein als steil... In seinem Dorf gibt es zwar keinen Strom, dafür aber ein mit deinem Generator betriebenes Kino. Im Kinosaal (Strohhütte mit provisorischen Holzbänken) kann man für 100 Franc CFA (15 Cent) einen Film anschauen. Auf der Leinwand (uralter Röhrenfernseher) werden internationale Filme gezeigt die regelmäßig die Zuschauer begeistern. Die Filme kommen aus Ghana oder Nigeria, sind deswegen auf afrikanischem Englisch (versteht man nicht gut, die Leute aus dem Dorf gar nicht, die können kein Englisch) und in einer beschissenen Qualität. Von der „Filmmusik“ und der Tonqualität fang ich erst gar nicht an. Ein Kinobesuch loht sich trotzdem ein Mal, um sich über die „Handlung“ und die „Spezialeffekte“ lustig zu machen (auf keinen Fall alleine hingehen). Der Film, den wir gesehen haben, ging um einen Priester, der sich einem Satanskult verschrieben hat und Babys aus dem Krankenhaus klaut, um sie seinem Meister zu opfern. Am Ende wird er jedoch von einem polizeilichen Ermittler und dem katholischen Bischof gestellt und unschädlich gemacht. Hier setzten jetzt die wunderbaren Spezialeffekte ein. Die beiden Guten hatten jeweils ein kleines Kreuz an einer Kette. Als sie die Kreuze hochgehalten haben, kam eine Art Laserstrahl und hat den falschen Priester regelrecht verprügelt. Völliger Schwachsinn, aber es lohnt sich, es ist so blöd, dass man sich beim Anschauen gut amüsiert...


Für Christine (immer diese Sonderwünsche...;)

Ich hab mal wieder eine Anregung von Christine bekommen (an alle anderen, ihr dürft euch gerne auch was wünschen, einfach einen Kommentar schreiben). Diesmal schreib ich etwas über die Rollenteilung (Gleichberichtigung wäre das falsche Wort) und über das Familienleben, hängt hier irgendwie zusammen. Der Teil zu „handwerklicher Tradition, Kunst und Musik“ kommt mit dem nächsten Eintrag, über „Dinge, die wir von den Leuten hier lernen können“ schreib ich, sobald mir wieder was Neues dazu einfällt. So, jetzt aber erstmal zur Rollenverteilung. Insgesamt kann man sagen, dass Ältere immer mehr zu sagen haben, als Jüngere und Männer mehr als Frauen. Ab welchem Alter und bei welchen Verwandtschaftsverhältnissen ein Junge einer älteren Frau übergeordnet ist, kann ich nicht sagen. Auf jeden Fall ist man hier als jüngstes Mädchen einer Familie so ziemlich das Dienstmädchen. Wenn ein Besucher da ist, und meine Gastmutter um etwas bittet, ruft sie nach ihrer jüngeren Halbschwester, die dann ihrerseits ihre kleinere elfjährige Schwester (sie ist die Jüngste) das Gewünschte holen schickt. Bei Florian (der vom Berg mit dem Toilettenprojekt) waren Schüler (Jungs) zu Besuch, die dann die Direktorstochter, die im gleichen Hof wohnt und in die Klasse über ihnen geht, im Befehlston Wasser holen geschickt was sie dann auch ohne sich zu beschweren direkt gemacht hat. Wenn ich meine kleine Schwester in Deutschland spülen schicke, wenn ich eigentlich dran bin, kann ich davon ausgehen, dass garantiert nicht gespült wird. Hier gibt es einfach eine ganz strenge Hierarchie, die auch von niemandem infrage gestellt wird. Nicht nur in den Familien, sondern auch in der ganzen Gesellschaft. Generell kann man sagen, dass Menschen mit wichtigen Berufen immer fast schon mit Unterwürfigkeit begegnet wird. Als Staatsbeamter, Schuldirektor oder Arzt gilt man hier einfach als jemand. Schüler, bzw. Schülerinnen stehen in der Hierarchie ganz unten. Der Schuldirektor oder ein Lehrer kann einfach mal Schüler zu sich bestellen, um sie für ihn arbeiten zu lassen ohne ihnen dafür irgendeine Gegenleistung zu geben...

1 Kommentar:

  1. Lieber Jakob!
    Jetzt auch noch "customized"! Danke! War sehr amüsiert beim Lesen, obwohl es mir natürlich weh tut zu hören, dass Mädchen/Frauen generell die Dienstboten sind... Immerhin sind sie noch so keck und klauen Stöcke, ganz verschüchtert muss man sich die Mädchen und Frauen wohl nicht vorstellen... Es gibt Hoffnung!
    Ich freue mich sehr zu hören, dass Du schon wieder genesen und wieder zur ,,Kampfsau" geworden bist (s. die Fahrradtour!). Außerdem freut es mich sehr, dass Du nach Ghana kommst! Ghana stelle ich mir ganz anders vor als Togo! Bin gespannt auf die Berichte!
    Herzliche Grüße
    Christine

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