Freitag, 22. April 2011

Nummer 20


Unser Toilettenprojekt geht gut voran. Schaut doch einfach mal wieder auf den Blog...

Allgemeines

Ich gebe hier seit einiger Zeit Nachhilfe in Deutsch, für eine Studentin, die zum Wintersemester in Deutschland ein Studium anfangen will (eine deutsche Ärztin kümmert sich um Studienplatz und Wohnung). Nach und nach geht das mit dem Reden immer besser, wenn sie studieren will, muss sie aber noch deutlich mehr lernen. Im Moment liest sie ein bisschen zu Hause und ansonsten ist sie so dreimal pro Woche bei mir, um auch mal deutsch zu sprechen. In Nyogbo gab es letzte Woche einen heftigen Zickenkrieg zwischen mehreren Frauen aus zwei benachbarten Höfen. Sie haben sich lautstark bedroht und mussten sogar davon abgehalten werden, sich zu prügeln. Das Ganze dauerte zwei Tage und hat immer mal wieder viele Leute angelockt.

Schule

Die Schule ist hier jetzt so gut wie gelaufen. Diese Woche sind noch Klassenarbeiten in allen Fächern, dann sind Osterferien Teil 2 (eine Woche). Danach ist noch eine Woche Schule und eine Woche Composition (Abschlussarbeit drittes Trimester) und danach ist auch schon Ende. Offiziell ist zwar erst im Juli Schluss, ist aber an keiner Schule hier so... Die Ergebnisse im zweiten Trimester waren übrigens so schlecht wie immer, nur die 5e war richtig gut (67% haben bestanden). Letzte Woche war „semaine culturelle“. Es gab außerschulisches Programm für die Schüler.

Semaine culturelle

Am Mittwoch gab es eine stinklangweilige Eröffnungsrede mit einer Menge unnötiger Daten. Keiner der Schüler will wirklich wissen wie der Direktor von 1988 hieß und wie viele Schüler bei ihm damals ihre Prüfungen bestanden haben... Außerdem hat jeder Redner gelangweilt seinen Text abgelesen und jedes Mal wieder alle offiziell geladenen Gäste einzeln erwähnt.
Zwischendurch haben wir ein bisschen jongliert. Die drei Jungs, die kurz nach den Weihnachtsferien angefangen haben sind wirklich gut geworden für den kurzen Zeitraum. So eine Begeisterung für Jonglage hab ich noch nie erlebt (höchstens im Zirkus Monti, aber die Jongleure dort waren auch sehr viel besser). Bei so einem Publikum macht das richtig Spaß. Der Direktor war so begeistert, dass er uns unbedingt am Nationalfeiertag in Agou-Gare an der Prefecture auftreten lassen will. Abends gab es dann eine Modenschau. Lustig, die Schülerinnen fühlten sich als Models ganz offensichtlich deutlich wohler als im Matheunterricht... Zwischendurch sind „Künstler aus Nyogbo“ aufgetreten (Schüler, die Playback hier bekannte Musiker nachgemacht haben). Richtig lustig, aber nicht mehr nach der achten Wiederholung... (Vielleicht gibt es ja was vergleichbares auf Youtube unter: Toofan Musikvideo). Der Umzug durchs Dorf um auf die Modenschau aufmerksam zu machen war eine einzige Party in Staubwolke zu Guggenmusik. Extrem lustig, hier sieht man richtige Lebensfreude. Am Donnerstag war dann „Débat“. War im Endeffekt nichts als eine ganz lange Moralpredigt. Der erste Redner hat erzählt was er studiert hat, wie wichtig die Schule ist und dass man ganz viel lernen muss, um später mal einen Beruf zu haben, bei dem man viel Geld verdient (völliger Stuss, in Togo brauchst du gute Beziehungen. Qualifikation ist hier bei gut bezahlten Stellen eher Nebensachen). Die anschließende Rede des zweiten Redners beinhaltete ein unschlagbares Erfolgskonzept, das sogar die Hausarbeit berücksichtigt! Leider hat es einen klitzekleinen Schönheitsfehler: Abgesehen von einer halben Stunde Mittagspause ist ein Schüler demnach jeden Tag (auch Sonntag, aber da sind noch drei Stunden Kirche mit drin) von 4 Uhr morgens bis 21:30 Uhr abends entweder damit beschäftigt zu lernen, in die Schule zu gehen oder zu Hause oder auf dem Feld zu arbeiten. Da mag jemand die Realität, ich hätte ihn gerne mal nach einer Woche mit diesem Programm gesehen...
Abends war dann „soiree africaine“ mit Trommelmusik, Tanz, Gesang und großem Feuer. Ein absoluter Selbstläufer, wenn mal das Feuer brennt und die Trommler da sind.
Nach etwas verspätet angefangenen Fußballspiel am nächsten Morgen gab es ein Quiz, bei dem immer zwei Teams gegeneinander angetreten sind. Es wurde eine Frage vorgelesen und das Team, das zuerst auf den Tisch geklopft hat, durfte antworten. Leider kannten die Schüler vorher schon alle Fragen mit Antworten. Auswendiglernen wird hier gut beherrscht, hat sich mal wieder bestätigt. Nur leider scheinen das hier einige mit Wissen zu verwechseln. Am Samstag sind die Schüler dann noch (ohne mich) zu einem Picknick an einem Wasserfall gefahren.



1 Kommentar:

  1. Lieber Jakob!
    Bevor ich jetzt endgültig Noten mache, hier doch noch ein kleiner Kommentar! Witzig und sehr anschaulich Deine aktuelle Schilderung! Du kannst Dich ja noch sehr gut in die Gefühle von 15 bis 18jährigen reinversetzen, schön für Dich! Wenn Du Pech hast, bist Du schneller als Du denkst auf der Seite derer, die die anderen nur noch zutexten. Lass Dir das von einer Paukerin gesagt sein! Zu Deinem Deutschunterricht fällt mir noch ein, dass zu meinen schönsten Englischlern-Erlebnissen eigentlich die Tandem-Zeit mir Brian gehörte. Wir haben uns ca ein Jahr lang einmal pro Woche in Bielefeld getroffen und etwas unternommen. Eine halbe Stunde lang haben wir immer Englisch gesprochen (seine Muttersprache) und eine halbe Stunde Deutsch. Auf die Art lernst Du doch noch Ewe! (Oder hieß es Urdu?) ;)
    Ach, und ich finde Du solltest unbedingt noch ein bisschen Trommelunterricht nehmen, hört sich faszinierend an, nach Deiner Schilderung! Außerdem finde ich inzwischen, Du solltest Toruismus studieren und die Lage in Togo und Ghana ein bisschen auf Vordermann bringen!
    LG
    Christine

    AntwortenLöschen