Freitag, 31. Dezember 2010

Weihnachten oder so

Tut mir leid, bin kaum zum Schreiben und ans Internet gekommen (siehe „Fressfeste“).
Nächstes Mal dauert es hoffentlich keine 2 Wochen...
Frohe Weihnachten nachträglich und ein frohes neues Jahr!

Toiletten

Hier startet demnächst ein Großprojekt. Florian (ein anderer Freiwilliger) und ich wollen in Kebo-Toe Schultoiletten bauen. Kebo-Toe ist ein kleines Dorf am Pic Agou mit einem Collège ohne Toiletten dafür aber mit einem engagierten Freiwilligen (Florian) der diesen Zustand ändern will. Geplant ist ein Gebäude aus Stein und mit Wellblechdach mit insgesamt 5 Pumpsklos (richtige Klos, kein Holzbalken). Weil diese Luxustoiletten ca. 2500 € kosten werden, haben Florian und ich uns entschlossen, das Projekt gemeinsam anzugehen. dafür brauchen wir aber auch Unterstützung aus dem sauberen, hygienischen und wohlhabenden Deutschland. Also an alle, die ihr ganzes Geld noch nicht für Weihnachtsgeschenke oder Böller ausgeben haben oder die einfach genug haben, um eine Kleinigkeit abgeben zu können: Spendet doch bitte etwas, und freut euch über eure Wasserspülung zu Hause. Spendenquittungen werden über die Reformationsgemeinde Ulm ausgestellt. Außerdem werden wir so bald wie möglich einen Blog mit allen Infos zum Toilettenprojekt einrichten.
Hier wird auch das Spendenkonto angegeben und gibt es dann regelmäßig Informationen und Bilder zum aktuellen Stand der Arbeiten. Der Link wird in meinem nächsten Blogeintrag bekannt gegeben.


Fressfeste

In letzter Zeit wurde hier viel und gut gegessen. Erstmal habe ich meinen 20. Geburtstag gefeiert und dafür ein für hiesige Verhältnisse unverschämt gutes Essen zusammengestellt (hab mir dafür extra einen Tag frei genommen). Es gab Nudelsalat, gebratene Würstchen und selbstgebackenen Ananaskuchen. Außerdem gab es noch Orangensaft, Grenadinesirup und Softdrinks. Geschenkt bekommen hab ich ein Fresspaket (Kekse, Schokolade). An Weihnachten haben wir dann gleich noch mal zugeschlagen. Gemischter Salat (grüner Salat, Karotten, Bohnen, Mais, Paprika, Tomaten) klingt jetzt nicht nach einem Wahnsinnsessen. Ist es aber, einfach nur weil es das sonst nie gibt. Dazu gab es hart gekochte Eier, gebratene Würstchen und selbst gemachtes Pizzabrot (aus der Pfanne, ähnelte Pfannkuchen). Alles in allem haben wir die letzten zwei Wochen essend verbracht. An Weihnachten haben wir gewichtelt. Ich hab einen alten MP3-Player bekommen, super Geschenk, weil meiner hier leider kaputtgegangen ist...

Schule

Hier gab es neulich wieder ein schönes Beispiel von der Unfähigkeit des Schulsystems. Beim Auflösen einer Gleichung mit einer Unbekannten und Brüchen wurde hier erst alles sortiert obwohl es das ganze etwas kompliziert machte mit all den Klammern und Brüchen. Mein Vorschlag, erstmal alle Brüche zu entfernen und dann zu sortieren, wurde mit der Begründung abgetan, dass die Schüler durch den schwierigeren Rechenweg ein besseres mathematisches Verständnis bekommen würden, das sei die „neue Methode“. Völliger Schwachsinn, die verstehen es nämlich dann gar nicht. Außerdem gibt eine andere Rechenweise 0 Punkte, selbst wenn sie mathematisch korrekt zur richtigen Lösung führt, selbst denken verboten. In der Woche vor Weihnachten waren hier jede Menge Prüfungen. Jede Klasse hat in jedem Fach (außer Sport) eine Arbeit geschrieben und ich hab sie immer mal wieder beaufsichtigt...
Entweder die halten mich für total bescheuert oder die sind zu doof für unauffälliges Schummeln. Auf jeden Fall war die Aufsicht (wir waren zwei, Rami und ich) auch ohne Stock ausreichend, als wir das nächste Mal in die Klasse kamen, war die Reaktion nur halb erfreut... Der Biologielehrer war nicht so streng, ich hab die Matheklausuren korrigiert, die er beaufsichtigt hat. Genauso gut hätte man auch 3 Schüler an die Tafel stellen und alle anderen eine Lösung ihrer Wahl abschreiben lassen können. Die offiziellen Lösungen der Klausur (von der zuständigen Behörde an alle Schulen verteilt) waren handschriftlich auf ein Papier geschrieben und hatten Fehler (ich hab 3 gefunden). Ach übrigens, wenn 25 % der Klasse in Mathematik bestanden haben, ist das ein gutes Ergebnis. Traurig. Die Französischklausur war grauenhaft, es gibt hier Lehrer mit Leseschwierigkeiten und grauenhaftem Akzent...



Freitag, 17. Dezember 2010

Unzuverlässiges Internet

Doxy 100

Allgemeines

Stick war mal wieder leer, deswegen die Verspätung beim Hochladen, Bilder gibt es leider keine von mir (ich hab mir dafür von Flo welche geklaut zum hochladen), ich hab einfach keine gemacht in letzter Zeit, nächstes Mal wieder...
Hier in Nyogbo ist kurz vor Nikolaus eine Malariaepidemie ausgebrochen. Zwei von drei Freiwilligen waren drei Tage lang im Krankenhaus. Ich hab Glück gehabt, ich bin dann nur zum Krankenpfleger und zum allgemeinen Verpflegungsdienst (Medikamente, Kleidung, Essen usw.) geworden. Mir geht es zum Glück noch gut, vielleicht auch weil ich Doxycyclin (Doxy 100) als Malariaprophylaxe nehme. Gleichzeitig dient das Zeug als Kalender, ich muss es nämlich jeden Tag einnehmen, inzwischen hab ich 100 erreicht, deswegen auch der Titel.
Malaria ist eine der Dinge, auf die man getrost verzichten kann, zwei Malariakranke zu sehen hat mir gereicht, ich muss das nicht auch noch bekommen, aber man weiß ja nie...

Die Lehrer oder „Neues vom König“

Achtung: Nachfolgender Text ist etwas brutal und beinhaltet eine Art bösartigen Humor, aber anders kommt man hier mit dem ganzen Schlagen kaum klar. Wir haben hier ironische Spitznamen für die Lehrer eingeführt, je nach Brutalität der von ihnen durchgesetzten Prügelstrafen. M. AGBAGBA („Der König“) ist der Mathelehrer mit dem ich immer unterwegs bin. Er zeichnet sich durch einen langen und festen Stock aus, den er auch gelegentlich mit voller Wucht nutzt. Der Direktor („Der Prinz“) ist für seine berechnende Kaltblütigkeit beim Schlagen bekannt, er schlägt gerne von hinten auf den Kopf oder auf den Rücken, gerne auch bei einfach nur falschen Antworten. Der Französischlehrer („Der Kronprinz“) hat ein Kabel, dass meist doppelt genommen wird, mit dem er auch ordentlich austeilt. Wir hatten schon „befürchtet“, dass der Kronprinz bald den König stürzen würde was die Brutalität der Schläge angeht, aber der König hat mit einem Doppelschlag seine Position gefestigt. Erst hat er einem Schüler als Bestrafung für unerlaubtes Sodabitrinken (Sodabi=eine Sorte Togogin) die Handflächen wund geprügelt, dann war auch noch sauer auf die Klasse, das Ergebnis der letzen Arbeit war nicht ganz zufrieden stellend (10/101 bestanden). Hier hat er eine neue Taktik entwickelt und sogar seinen Stock gewechselt. Mit einem knapp zwei Meter langen Stock, der an eine Peitsche erinnert, kämpft er sich wild um sich schlagend durch die Klasse, er teilt die Masse (soll heißen: Die 101 Schüler flüchten in panischer Angst an den Rand des Klassenzimmers). Zum Glück kommt das nicht so häufig vor, normalerweise wird kaum bis gar nicht geschlagen, manchmal ist es aber einfach brutal.

Schüler

Ich wusste gar nicht, dass die Schüler hier so kreativ sein können, vor allem was die Fehler angeht. „Das Dreieck ist ein Parallelogramm“ (richtig: ...ist gleichschenklig), „Der Punkt A ist rechtwinklig zur Geraden D“ (richtig: Die Gerade durch A ist rechtwinklig...). Das Wort „équation“ (Gleichung) kommt von „aquatique“??? Noch besser sind die Ausreden für nicht gemachte Hausaufgaben. „Ich hab die ins Heft von meinem Nachbarn geschrieben“ oder bei 20 gleichen (mit Texten dazwischen, absolut identisch, wirklich unmöglich sich so viel Scheiße noch mal auszudenken) Lösungen „Das war Gruppenarbeit“. Die Krönung war dann ein Schüler der 5e, der eine bessere Note für die Klausur haben wollte. 1) „Ich hab das alles mit Taschenrechner gerechnet, ohne ist das zu schwierig“. Taschenrechner sind am Collège nicht erlaubt, der hat noch Glück gehabt, nicht erwischt worden zu sein. 2) Beim Geometrieteil: „Ich kann das alles viel besser, gib mir eine bessere Note. Bei mir auf dem Zettel ist das nur falsch, weil ich bei meiner Nachbarin abgeschrieben habe, weil die mir gesagt hat, dass meine Lösungen falsch sind“. Der wollte mich wirklich damit überzeugen, ihm eine bessere Note zu geben. Ich weiß nicht, ob er sich bewusst war, was er da alles gesagt hat... Liebe Schüler in Deutschland, probiert diese Argumentation doch einfach mal aus (sicher lustig, ich übernehme keine Verantwortung).

Sonstiges

Mein Adventskranz ist inzwischen so trocken wie das Gras vor dem Haus (besonders da, wo wir immer drüber laufen), meine gepflanzte Hecke muss ich regelmäßig gießen, groß ist sie trotzdem noch nicht. Bei der massiven Sonneneinstrahlung hab ich gar keine Lust Fahrrad zu fahren (ich hab auch kaum Zeit dazu, Korrekturen...), abends geht es einigermaßen aber es wird hier einfach dann gleich dunkel. Zur Schule fahr ich immer mal mit dem Fahrrad, wenn ich spät dran bin oder wenn ich gerade mal noch gemütlich einen Tee genießen möchte.

Freitag, 3. Dezember 2010

Advent, Advent, die Sonne brennt...

Alles Mögliche

Ich hab mich hier neulich köstlich amüsiert; in Freiburg war Stromausfall! Stromausfall! Im Land der Waschmaschinen und Sicherheitsbestimmungen! Selten so gelacht! Na ja, immerhin das Krankenhaus hier ähnelt in gewisser Weise Freiburg, bzw. meiner alten Schule: Die Gerätschaften im Labor sehen so aus, wie aus der Physik- und Chemievorbereitung geklaut und stammen vermutlich auch aus der gleichen Zeit... Neulich hab ich gestaunt, es gibt tatsächlich Schüler, die lesen können und sich Bücher ausleihen. Meine Gastschwester Aku (15 Jahre/ 3e=10.Klasse) gehört nicht dazu. Ich hab mir ein Buch auf französisch geliehen und gelesen und sie war nicht in der Lage, den Inhalt zu verstehen. Wie soll die dann den Unterricht verstehen? Und sie ist ja noch relativ gut, sie hat erst einmal eine Klasse wiederholt. Ich hab mal gerechnet... Mein super teures und (verhältnismäßig) gutes Fahrrad zahlt sich aus nach 9 Monaten aus, wenn ich ansonsten die gleichen Strecken mit dem Moto zurücklegen würde.

Schule

Demnächst muss ich unbedingt mal einen Intelligenztest mit den Schülern der 4e (9.Klasse) machen. Selten so viel Dummheit auf einem Haufen gesehen. Bei den Hausaufgaben hab ich doch tatsächlich 19 (!) gleiche, natürlich falsche, Lösungen bekommen. Eigentlich sollten die etwas begründen.... Das Ergebnis war ein Sammlung mathematischer Ausdrücke gemischt mit falscher französischer Grammatik. Völlig unverständlich, dafür aber absolut identisch, heißt hier „Gruppenarbeit“. Das Ergebnis war echt dermaßen doof, dass man echt nur anhand der drüber geschriebenen Aufgabenstellung erkennen konnte, was das eigentlich werden sollte. Entsprechend gut war auch die Intero (Interrogation; Klassenarbeit). Bestes Ergebnis: 4,5/10; sieben Schüler mit 2/10 oder besser, die restlichen 64 hatten noch weniger Punkte und ich war echt großzügig. Die können nicht einmal ein Parallelogramm mit der Länge 5cm und der Höhe 4cm zeichnen! Ans Lycée gehe ich übrigens gar nicht mehr, es bringt einfach nichts, da sind die Verhältnisse gut genug, dass ich da nicht gebraucht werde, außerdem hab ich überhaupt keinen Bock mit denen Definitionen auswendig zu lernen, die verstehen sowieso nicht, was sie da machen.

Eine etwas andere Unterhaltung

Ich hab hier eine äußerst amüsante Unterhaltung geführt, zusammen mit Rami, Sabrina (zwei Freiwillige aus Nyogbo) und dem Censeur vom Lycée. Wir haben herausgefunden, dass er auf Sabrina steht. Das war der langweilige Teil. Interessant wurde es, als er Rami und mir angeboten hat, einfach mal durch die Klassen zu gehen und uns gut aussehende Schülerinnen auszusuchen, er würde dann da mal was arrangieren für das nächste Jahr.... Noch besser war dann seine Argumentation. Was sollen wir denn hier sonst das ganze Jahr hier machen und außerdem können wir die ja sitzen lassen, wenn wir nach Deutschland zurückfliegen. Da wir wohl noch nicht sooo überzeugt gewirkt haben sondern das einfach nur lustig, bzw. schon merkwürdig fanden, kamen noch so Sachen wie: Ihr braucht doch mal Abwechslung/einen Vergleich. Auf den Hinweis von Sabrina auf ihren Freund kam: Wie immer der gleiche? Wie langweilig... Auf jeden Fall war das ein unterhaltsames Gespräch, angenommen haben wir das Angebot dann doch nicht...

Interessantes

Ich wollte mich neulich mal nach Avetonou begeben. Mit dem Fahrrad, wie denn auch sonst, und nicht über die Hauptstraße(ca.14km). Die Karte zeigt eine Alternative, etwa 20 km über Schotterpisten. War ganz nett, nur hat das entscheidende Teilstück gefehlt, mit dem Ergebnis, dass ich noch ca. 25 km Umweg gefahren bin, über eine Piste, die auf der Karte nicht eingezeichnet war... Ich vermisse hier IGN 1:25 000. Letzte Woche hatte ich eine lustige to do Liste für Kpalimé. Geld von einem Freiwilligen für eine andere Freiwillige abholen, 3 kg Erdnussbutter, 20 Rollen Butterkekse, 10 Rollen Klopapier, 3 Postkarten abschicken, 1 Tüte Bonbons, Kaugummis, Post abholen und eine Haarschneideschere um endlich mir endlich mal wieder die Haare schneiden zu lassen (schon passiert). Advent, Advent, ein Lichtlein brennt; jetzt sogar auch hier in Togo. Ich hab mir aus irgendwelchem Grünzeug mit Nadeln einen
Adventskranz gebastelt. nur ein Adventskalender und Schnee fehlen mir noch. Atsoupi fand den so toll, dass sie gleich gemeint hat, ich soll ihr auch einen für ihren Geburtstag machen.