Donnerstag, 3. Februar 2011

Endlich mal wieder...


So, als erstes gibt es die übliche Ausrede, warum der Blogeintrag so lange gedauert hat. Erst hab ich es nicht auf die Reihe bekommen, den Eintrag fertig zu schreiben. Als er dann endlich fertig war, war auch leider der Crédit von unserem Internetstick aufgebraucht... Wenigstens gibt es hier in der Nähe Internet, ich hab gerade einen Artikel von einer Entwicklungshelferin gelesen, die dafür, genau wie für Handynetz und Krankenhaus, 120 km fahren muss. Bei uns gibt es nur gelegentlich mal kein Wasser (Brunnen geht aber immer) oder keinen Strom.

Feuer

Es regnet hier seit neuestem ständig, allerdings nur Asche weil hier ständig irgendetwas brennt. Entweder einer der zahlreichen Müllhaufen oder zusammengefegtes Laub oder irgendein Feld (oder bei Ramis Gastfamilie die Toilette). Für das ständige Abfackeln von Feldern oder sonstigem Gesträuch gibt es mehrere Gründe. Entweder ist es ganz gewöhnliche Brandrodung, oder es hat einfach angefangen zu brennen, weil es gerade ziemlich trocken ist. Die dritte Möglichkeit ist, dass mal wieder irgendjemand Jagd auf eine Buschratte (Bisamratte) macht. Gab es übrigens heute zum Mittagessen. Schmeckt gut zusammen mit Fufu und scharfer Soße!

Schule und so weiter

Im Moment ändert sich nicht viel an meinen Tätigkeiten hier. Ich bin regelmäßig morgens in der Schule und Nachmittags in der Bibliothek. Inzwischen kommen sogar einige Schüler dahin, manche sogar zum lesen! Es ist immerhin ein Anfang, aber irgendwie traurig wenn
20-jährige Neuntklässler Bilderbücher für Fünfjährige lesen, weil es die einzigen Bücher sind, die sie auch wirklich verstehen. Mein Studenplan hat sich etwas geändert. Ich hab jetzt vier Stunden die Woche 4e (9.Klasse) alleine, zwei Stunden 6e (7.Klasse) alleine, vier Stunden 5e (8.Klasse) zusammen mit dem Mathelehrer von hier und eine Stunde 3e (10.Klasse) zusammen mit dem Direktor. Die letztgenannte Stunde vermeide ich so oft es geht, das Verhalten der Klasse und der Unterricht sind einfach frustrierend wenn der Direktor dabei ist. Anders ausgedrückt: Die Klasse ist wie tot. Keiner spricht, niemand traut sich zu antworten, alle haben nichts als Angst. Pädagogik für Stockschläger. Sch....

Was hier sonst noch so los ist

Ich hänge wie immer mittags in der Babibliothek ab, inzwischen gibt es auch einige Schüler die (3 Bälle) jonglieren können. Es gibt auch einen, der kann schon 3 Keulen nach dem vierten Mal! Absolut erstaunlich, wie schnell der das gelernt hat. Wenn man die Schüler hier nur mit allem so begeistern könnte, wie mit Jonglage...
Ansonsten bin ich gerade zum Konditor geworden, ich bin ständig am Kuchen backen wegen irgendwelchen Geburtstagen. Nebenbei wird gerade die Treppe im Garten regenzeitsicher gemacht. Ich hoffe mal, dass meine gebastelte Konstruktion dann auch wirklich hält.


(Teilweise) das von Christine Gewünschte

Hier schreib ich jetzt mal was auf Anregung von Christine was ich hier in Togo so von den Leuten gelernt habe. Ich wurde gebeten diesen Teil ohne Sarkasmus zu schreiben, leider muss ich feststellen, dass ich dann kaum in der Lage bin etwas zu verfassen. Deswegen ist immer mal wieder ein bisschen davon vorhanden. Die Menschen hier lassen sich durch fast nichts aus der Ruhe bringen. Wenn ihr geplantes (wenn es wirklich geplant war) Vorhaben gerade nicht funktioniert, weil kein Strom, kein Wasser, kein Auto, kein Moto oder sonst irgendwas nicht da ist, wird einfach gewartet und gehofft, dass das alles bald funktioniert. Hier läuft alles etwas ruhiger und spontaner ab. Genauso werden halb fertige Häuser hier so lange in diesem Zustand gelassen, bis mal wieder Geld zum Weiterbauen da ist. Wenn man gerade irgendetwas nicht versteht, versucht man es nicht zu verstehen sondern hofft, dass es sich irgendwann dann von selbst klärt. Ich lerne hier alles etwas langsamer angehen zu lassen. Auch noch gelernt habe ich, dass Klassen mit 70 Schülern (offizielle Richtlinie in Togo) einfach viel zu groß sind, ich habe es schätzen gelernt, dass Leute in Deutschland normalerweise maximal 10 min. später zu einer Verabredung kommen und nicht 3 Stunden später... Auch freue ich mich jedes Mal über ein vorausschauendes Handeln und über wohl überlegte Organisation und Zeitplanung (gibt es hier nicht). Effizienz gibt es gar nicht. Ach und noch was, es ist schön hier mal eine Regelmäßigkeit in einer Sache zu erkennen, schade nur, wenn diese darin besteht Lichtschalter immer so hinter der Tür anzubringen, dass man das Licht nicht mehr anmachen kann, wenn die Tür offen ist. Das was ich hier wohl am meisten gelernt habe, ist sich über normalerweise selbstverständliche Sachen zu freuen, wenn sie funktionieren. Dazu gehört auch eine nicht quietschende Tür, etwas normalerweise total Unbemerktes...
Christine, ich bitte um weitere Fragen und Anregungen, nicht nur zu diesem Text!


3 Kommentare:

  1. Hey Jakob,

    bei uns iest es gerade 00:41, hab ne schlaflose Nacht, also hab ich gedacht, ich schaue mal bei "dir" vorbei.

    Was ich mich schon mal gefragt habe bezüglich deiner Beiträge: Bekommt man nicht das Gefühl, bzw. den DRANG, "mehr" verädern oder machen zu wollen, als morgens ins die "Schule" und mittgas in die Bibli. Wobei ich denke, dass letzteres ja noch ganz schön ist mit Jonglage für die Kids etc.
    Aber was ich meine, ob eine gewisse "langweilige" Stimmung aufkommt. Manchmal klongt es so, wobei ich mir auch denke könnte, dass es durchaus schwierig ist so etwas wie deine Erlebnisse schriftlich auszudrücken ?!

    Demnächst steht wieder Jugend- Pro- Arte an. Sogar auch am Bodensee und in der Schweiz, also eine richtige kleine Tour ^^. Etwas beruhigender Wäre es jedoch mal mit dir zu beleuchten. Fehtl doch die 2. GUTE Meinung.
    Meine Helfer (Laurin und Simon) müssen sich erst noch als tüchtig und kreativ beweisen.
    Simon jedoch, so habe ich eben erfahren, hatte einen Verkehrsunfall (Soweit ich des einschätzen kann nichts lebensgefährliches oder sehr krasses) und wird daher evtl. doch nicht mit dabei sein.. sehr schade !
    Jedenfalss werden wir wieder eine Menge Starkstromkabel verlegen müssen ;) HEHEH leider ohne Dich!

    Solltest du dann nach 365 Tagen doch mal wieder nach Deutschland kommen, lade ich dich in meine erste eigene Wohnung ein ;)

    Und jetzt hau rein und mach was gutes ;)

    Liebe Grüße vom Feldberg

    Falk =)

    AntwortenLöschen
  2. Hallo Jakob!
    Danke für den tollen Bericht! Ich freue mich auf weitere! Spannend fände ich zum Beispiel noch etwas zu Kindererziehung und Familienleben, Gleichberechtigung oder Rollenteilung zwischen den Geschlechtern, zu handwerklichen Traditionen, und zu Kunst und Musik. Am liebsten unter dem Motto ,,da können andere was von lernen" - so wie das mit der Ruhe und Gelassenheit und mit der Freude über die kleinen Dinge aus Deinem aktuellen Bericht! Da nehme ich dann was draus mit in meinen hektischen Tag!
    LG
    Christine

    AntwortenLöschen
  3. Hallo Jakob,
    nun ist es schon fast 4 Monate her seit Dieter und ich in Togo waren.
    Hin und wieder schaue ich mir deine Berichte und Fotos an und denke gerne an die Zeit mit euch beim gemeinsamen Feierabendbier im Afrikiko zurück.
    Grüße Sarbrina und Rami von uns und haltet weiterhin die Ohren steif.
    Liebe Grüße aus Deutschland
    Ute

    AntwortenLöschen