Doxy 100
Allgemeines
Stick war mal wieder leer, deswegen die Verspätung beim Hochladen, Bilder gibt es leider keine von mir (ich hab mir dafür von Flo welche geklaut zum hochladen), ich hab einfach keine gemacht in letzter Zeit, nächstes Mal wieder...
Hier in Nyogbo ist kurz vor Nikolaus eine Malariaepidemie ausgebrochen. Zwei von drei Freiwilligen waren drei Tage lang im Krankenhaus. Ich hab Glück gehabt, ich bin dann nur zum Krankenpfleger und zum allgemeinen Verpflegungsdienst (Medikamente, Kleidung, Essen usw.) geworden. Mir geht es zum Glück noch gut, vielleicht auch weil ich Doxycyclin (Doxy 100) als Malariaprophylaxe nehme. Gleichzeitig dient das Zeug als Kalender, ich muss es nämlich jeden Tag einnehmen, inzwischen hab ich 100 erreicht, deswegen auch der Titel.
Malaria ist eine der Dinge, auf die man getrost verzichten kann, zwei Malariakranke zu sehen hat mir gereicht, ich muss das nicht auch noch bekommen, aber man weiß ja nie...
Die Lehrer oder „Neues vom König“
Achtung: Nachfolgender Text ist etwas brutal und beinhaltet eine Art bösartigen Humor, aber anders kommt man hier mit dem ganzen Schlagen kaum klar. Wir haben hier ironische Spitznamen für die Lehrer eingeführt, je nach Brutalität der von ihnen durchgesetzten Prügelstrafen. M. AGBAGBA („Der König“) ist der Mathelehrer mit dem ich immer unterwegs bin. Er zeichnet sich durch einen langen und festen Stock aus, den er auch gelegentlich mit voller Wucht nutzt. Der Direktor („Der Prinz“) ist für seine berechnende Kaltblütigkeit beim Schlagen bekannt, er schlägt gerne von hinten auf den Kopf oder auf den Rücken, gerne auch bei einfach nur falschen Antworten. Der Französischlehrer („Der Kronprinz“) hat ein Kabel, dass meist doppelt genommen wird, mit dem er auch ordentlich austeilt. Wir hatten schon „befürchtet“, dass der Kronprinz bald den König stürzen würde was die Brutalität der Schläge angeht, aber der König hat mit einem Doppelschlag seine Position gefestigt. Erst hat er einem Schüler als Bestrafung für unerlaubtes Sodabitrinken (Sodabi=eine Sorte Togogin) die Handflächen wund geprügelt, dann war auch noch sauer auf die Klasse, das Ergebnis der letzen Arbeit war nicht ganz zufrieden stellend (10/101 bestanden). Hier hat er eine neue Taktik entwickelt und sogar seinen Stock gewechselt. Mit einem knapp zwei Meter langen Stock, der an eine Peitsche erinnert, kämpft er sich wild um sich schlagend durch die Klasse, er teilt die Masse (soll heißen: Die 101 Schüler flüchten in panischer Angst an den Rand des Klassenzimmers). Zum Glück kommt das nicht so häufig vor, normalerweise wird kaum bis gar nicht geschlagen, manchmal ist es aber einfach brutal.
Schüler
Ich wusste gar nicht, dass die Schüler hier so kreativ sein können, vor allem was die Fehler angeht. „Das Dreieck ist ein Parallelogramm“ (richtig: ...ist gleichschenklig), „Der Punkt A ist rechtwinklig zur Geraden D“ (richtig: Die Gerade durch A ist rechtwinklig...). Das Wort „équation“ (Gleichung) kommt von „aquatique“??? Noch besser sind die Ausreden für nicht gemachte Hausaufgaben. „Ich hab die ins Heft von meinem Nachbarn geschrieben“ oder bei 20 gleichen (mit Texten dazwischen, absolut identisch, wirklich unmöglich sich so viel Scheiße noch mal auszudenken) Lösungen „Das war Gruppenarbeit“. Die Krönung war dann ein Schüler der 5e, der eine bessere Note für die Klausur haben wollte. 1) „Ich hab das alles mit Taschenrechner gerechnet, ohne ist das zu schwierig“. Taschenrechner sind am Collège nicht erlaubt, der hat noch Glück gehabt, nicht erwischt worden zu sein. 2) Beim Geometrieteil: „Ich kann das alles viel besser, gib mir eine bessere Note. Bei mir auf dem Zettel ist das nur falsch, weil ich bei meiner Nachbarin abgeschrieben habe, weil die mir gesagt hat, dass meine Lösungen falsch sind“. Der wollte mich wirklich damit überzeugen, ihm eine bessere Note zu geben. Ich weiß nicht, ob er sich bewusst war, was er da alles gesagt hat... Liebe Schüler in Deutschland, probiert diese Argumentation doch einfach mal aus (sicher lustig, ich übernehme keine Verantwortung).
Sonstiges
Mein Adventskranz ist inzwischen so trocken wie das Gras vor dem Haus (besonders da, wo wir immer drüber laufen), meine gepflanzte Hecke muss ich regelmäßig gießen, groß ist sie trotzdem noch nicht. Bei der massiven Sonneneinstrahlung hab ich gar keine Lust Fahrrad zu fahren (ich hab auch kaum Zeit dazu, Korrekturen...), abends geht es einigermaßen aber es wird hier einfach dann gleich dunkel. Zur Schule fahr ich immer mal mit dem Fahrrad, wenn ich spät dran bin oder wenn ich gerade mal noch gemütlich einen Tee genießen möchte.
Lieber Neu-Twen!
AntwortenLöschenAlles Gute noch mal für das neue Lebensjahr! Vor allem drücke ich die Daumen, dass Du von der Malaria verschont bleibst, das wär doch was! Dein Bericht zum Thema Prügelstrafe toppt wirklich noch mal die gruseligen Bilder, die man sich bereits machen konnte. Wie schaffst Du das nur? Naja, vor allem muss man das wohl bei Schülern und Eltern fragen. Es interessiert mich immer mehr, wie Togo eigentlich politisch eingeschätzt wird. Habe versucht über Medico was zu erfahren. Wurde nicht fündig. Dabei publizieren die echt viel und gut. Werde es über die Bundeszentrale für politische Bildung als nächstes probieren. Bleib schön gesund und munter und nochmals danke für die Neueigkeiten!
Christine
Lieber Jakob!
AntwortenLöschenFrohe weihnachten!
wünscht Christine
Wröhliche Freinachten ;) !!!!
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