Donnerstag, 7. April 2011

Ghana

Dismal gibt es zwei Seiten mit Bildern, ab jetzt auch immer ein bisschen größere Bilder!

Vorgeschichte

Irgendwann haben Jan (ein anderer Freiwilliger aus Kpalimé) und ich beschlossen in den Osterferien nach Ghana zu fahren. Kurz vor den Ferien wollte ich mir von Sylvestre, unserem „Chef“ eine Arbeits- und Wohnbestätigung geben lassen, weil man ansonsten als Europäer eigentlich kein Visum für Ghana bekommt. Da Sylvestre einige Zeit nicht da war und seine offiziellen Vertretung den Wisch nicht unterschreiben darf, hatte ich natürlich keine Bestätigung. Sylvestre hat sich geweigert, das Ding innerhalb eines Tages auszustellen, zur Botschaft faxen wollte er es auch nicht. Egal, wir sind trotzdem am Donnerstag nach der Schule nach Lomé gefahren, in der Hoffnung, dass das mit dem Visum irgendwie klappt. An der Grenze gab es das auch, aber für ca. 100€, war mir ein bisschen zu viel. Abends waren wir schick und teuer essen, im Restaurant „Alt-München“ (Leberknödelsuppe, Muscheln mit Baguette, Kartoffelsalat und Kalbsschnitzel). Ich hab es dann am nächsten Morgen in der ghanaischen Botschaft in Lomé (auch ohne den offiziellen Wisch) versucht...

FR Lomé - Accra

Bin am Morgen gleich um 8:00 Uhr an der Botschaft gewesen und hab mein Visum beantragt. Mit einem pingelig ausgefüllten Formular, dem Einladungsbrief von ASTOVOT (hab ich als Einladung für Togo bekommen, irgendwann im Sommer 2010), 30 € (Normalpreis Visum) und einiger Überredungskunst hab ich mein Visum dann sogar noch am selben Tag um 14:00 Uhr bekommen. Nach problemlosen Grenzübergang und Geldwechsel sind wir auf asphaltierten Straßen mit einem klimatisierten Kleinbus mit 1 Sitzplatz pro Person (ja, in Ghana gibt es Luxus) bis in die Hauptstadt Accra gefahren. Unterwegs wurden an jedem Stopp von Verkäufern Sachen durchs Fenster gereicht, vor allem Handyguthaben, Essen und Süßkram. Accra ist der absolute Wahnsinn (im wahrsten Sinne des Wortes). Es gibt alles. Villen (Gebäude mit mehreren Stockwerken), vierspurige Straßen, Tankstellen, Supermärkte, intakte Autos (fast alles Taxis), Pizzabuden, Hochspannungsleitungen, Fastfood, Ampeln, Verkehrsschilder, Bushaltestellen, öffentliche Mülleimer mit Mülltrennung, Baumärkte und vor allem fast 3 Millionen Einwohner (es gibt noch mehr, ich hab nur erstmal die beeindruckenden Dinge aufgezählt). Leben wollte ich da nicht. Im Hotel übernachten ging, nachdem wir nach 1 Stunde laufen beim 4 Hotel endlich ein halbwegs günstiges Zimmer bekommen haben...

SA Accra - Aburi - Cape Coast

In Accra sind selbst morgens um 6:00 Uhr schon Taxis unterwegs. Bis wir an der Tro-Tro (großes Sammeltaxi, 23 oder 33 Personen) Station ankommen haben bestimmt 100 Taxifahrer versucht, uns zum Mitfahren zu bewegen. Die Station ist wohl organisiert, es gibt sogar Tickets (kleine Zettelchen). Dafür ist hier die Hölle los, die Station ist ca. 2 Fußballfelder groß, da muss man erstmal das richtige Auto finden. Nach kurzer Suche (ok, wir hatten ortskundige Hilfe) ging es dann bergauf nach Aburi. Wenn am Straßenrand nicht Bananen gestanden hätten, hätte die Straße auch an der Côte d’Azur sein können. Schön hier im Hügelland mit Blick auf das Meer im Hintergrund... In Aburi haben wir uns eine geführte Mountainbiketour gegönnt. Mit dabei waren zwei Engländerinnen, von denen eine nach 8 km bergab und geradeaus völlig erledigt war, und unser Guide. Nach 30 km Flachland war der aber auch nicht mehr so geschmeidig (war wohl noch verkatert). Alles in allem eine schöne Tour, leider VIEL zu langsam und zu kurz, in viereinhalb Stunden kann man auf guten Pisten und einem kurzen technisch einfachen Trail doch mehr fahren als 40 km... Bergauf ging es auch nicht, oder zumindest so wenig, dass ich sagen würde: Tour geht 7 km bergab auf guter Piste, danach weiter auf Piste durch ein weites Tal, kurze einfache Singeltrails durch die Felder, danach bis zum Tagesziel (Wasserfall) weiter durch die Ebene auf Piste. Zurück sind wir dann Geländewagen gefahren. Anstrengender war am gleichen Abend noch nach Cape Coast zu kommen. Nach einer Fahrt mit diversen Verkehrsmitteln (Taxi, Tro-Tro und klimatisierter Reisebus) kamen wir da dann auch an. Auf der Suche nach unserer Unterkunft haben uns noch zwei sturzbesoffene Feuerwehrmänner den Weg „erklärt“, einer hat einfach immer dem anderen nachgesprochen... Zum Glück gab es direkt neben unserer Unterkunft eine Imbissbude, in der wir dann jede Mahlzeit in Cape Coast eingenommen haben...

SO Cape Coast – Kakum National Park - Cape Coast

Cape Coast ist eine kleine Stadt an der Küste. An sich ist hier alles sehr gemütlich. Es gibt eine Festung, die früher als Sklavengefängnis diente. Der Eintritt ist für nicht Ghanaer doppelt so hoch, Kameras kosten extra, dafür ist aber auch alles gut in Schuss gehalten und es gibt eine Führung. Die sind hier so gut auf Touristen vorbereitet, dass ich mich wundere, warum in Togo das niemand hinbekommt, mit Tourismus Geld zu verdienen. Die Festung war ziemlich interessant, das Englisch unseres fachkundigen Touristenführer grenzte dafür für mich ans Unverständliche (der Akzent ist schlimmer als der in Togo). Mittags Waren wir dann in der nächsten Touristenfalle, ein Hängebrückenpfad im Regenwald. Lustig war die Gruppe chinesischer Touristen. Die haben in heller Aufregung Eidechsen (gibt es hier echt überall) fotografiert, wir haben dabei dann die Chinesen geknipst... Regenwald aus der Affenperspektive ist auf jeden Fall mal ganz schön. Zurück nach Cape Coast sind wir dann mit den Chinesen gefahren, abends sind wir wieder zu unserer Lieblingsimbissbude...

MO Cape Coast - Elmina - Kumasi

Nach einem ausgiebigen Frühstück (Bananenpfannkuchen mit Eis in unserer Imbissbude), sind wir am Montag nach Elmina gefahren, ein etwas größeres Fischerdorf mit einem bunten und belebten Fischmarkt. Auf dem Fischmarkt war die Hölle los, ich war froh als wir da wieder draußen waren, aber es war mal ganz interessant zu sehen. Elmina hat zwei Festungen, wir haben beide Besichtigt. Es war ein bisschen wie in Cape Coast, nur dass der Touristenführer der einen Festung früher mal mit dem Präsidenten (wirklich demokratisch gewählt!) in einer Fußballmannschaft gespielt hat und uns Fotos von sich mit dem Präsidenten gezeigt hat. Zurück in Cape Coast, sind wir zur Busstation um den Bus nach Kumasi zu nehmen. Nachdem wir die Tickets gekauft hatten, hat uns die Dame am Schalter auf die Frage nach der Abfahrtszeit doch echt geantwortet: „Sobald der Bus (80 Sitze) voll ist.“ Eine halbe Stunde später war es dann soweit. Auf einer Art Landstraße (sehr guter Zustand) sind wir ohne Zwischenfälle bis Kumasi gekommen. Der Busfahrer hielt sich an die Höchstgeschwindigkeit des Busses, auch innerhalb der Dörfer. Das heißt, er ist einfach immer 110 km/h gefahren, auch wenn am Ortseingang 50km/h stand. Ausnahme waren nur die Dörfer mit Bodenwellen... Kumasi ist total unübersichtlich, da völlig asymmetrisch. Straßen gehen in alle Richtungen, es gibt Kreuzungen mit 5 oder 6 Straßen und alles ist verstopft mit Taxis. Zu allem Überfluss heißen auch noch alle Straßen anders als im Reiseführer. Aber nicht nur das, alle Telefonvorwahlen im Reiseführer waren veraltet (von 2009), wir mussten die Unterkünfte alle zu Fuß abklappern. Die falschen Telefonnummern haben uns immer mal wieder genervt. Im Restaurant gab es dann abends Pizza; entschädigt für alles...

DI Kumasi - Fufulso - Mole

Am nächsten Morgen mussten wir früh aufstehen, wir wollten an einem Tag von Kumasi bis zum Mole National Park kommen. Um 7 Uhr saßen wir dann auch im Bus in die richtige Richtung, wir wären fast nicht mehr reingekommen, aber Ghana ist eben doch nicht so weit weg von Togo, im Gang war noch Platz... Nach einer langen Fahrt neben einem Kubikmeter Kücken in Kartons (das Gepiepse hat schon vor der Abfahrt genervt) sind wir in einem kleinen Kaff namens Fufulso angekommen. Unser größtes Problem war ein Fahrzeug in Richtung Mole zu finden, auf der schlechten Schotterpiste fährt hier nur selten was, meistens sind die Fahrzeuge in Fufulso dann auch schon voll. Wir hatten Glück, es kam ein übervolles Tro-Tro (normal 33, geschätzt 40) mit Platz auf dem Dach. Also haben wir dann dreieinhalb Stunden auf dem Dach die gute Aussicht genossen, zusammen mit den anderen 7 Dachreisenden und dem ganzen Gepäck. Unterwegs gab es einen Zwischenhalt in einem Dorf mit solarbetriebenen Straßenlaternen. Die kamen aus NRW, eine Glanzleistung der Entwicklungshilfe. Ein paar Toiletten oder einfach nur Solarstrom für Steckdosen wäre sinnvoller gewesen. Im Mole sind wir dann noch angekommen, das letzte Stück mussten wir dann aber ein Taxi nehmen. Der Abend war ganz nett, es gibt da nämlich einen Pool.

MI Mole National Park

Morgens war mal wieder nicht viel mit schlafen. Die Elefantensafari (zu Fuß) ging schon um 7:00 Uhr los. Frühstücken muss man da natürlich vorher, die vielen aufdringlichen Warzenschweine versuchen ständig auch etwas abzubekommen. Um 7:20 Uhr geht es dann auch los. Unser Ranger hat ein uraltes Gewehr, scheint aber sehr erfahren zu sein, er entdeckt Tiere schon, wenn sie noch ziemlich weit weg sind. Irgendetwas Rehähnliches (keine Ahnung was das genau war) war auch ständig zu sehen, Vögel und Warzenschweine auch. Bis auf die Warzenschweine waren aber alle Tiere scheu, die Elefanten glänzten durch Abwesenheit, Fußspuren und dampfende Elefantenkacke waren immer wieder zu sehen. Nach knapp 2 Stunden kamen wir dann an ein Wasserloch mit zwei badenden Elefanten. Als sie dann aus dem Wasser gegangen sind, haben wir uns auf der anderen Seite des Wasserlochs bis auf ca.15 Meter nähern können. Ist einfach was anderes als im Zoo... Mittags haben wir dann noch eine Kanutour gemacht. Hingefahren sind wir mit einer Mischung aus Motorrad und Lieferwagen. Unterwegs haben wir dann noch die Paddler abgeholt (wir dachten erst wir holen die Paddel, unser Fahrer hat mal wieder einen heftigen Akzent gehabt). Die Kanutour hat sich gelohnt. Auf einer trüben Brühe gab es unter einem dichten Blätterdach eine Menge Vögel zu sehen. Leider hab ich es nicht auf die Reihe bekommen, welche (klein, blau, viel zu schnell weg) zu fotografieren. Auf dem Rückweg haben wir noch eine alte Moschee von außen besichtigt, sehr interessante Bauweise, stammt aus dem Sudan. Abends sind wir dann mit einem Ranger zusammen zu unserem neuen Schlafplatz gelaufen: Ein Baumhaus im Park. Komfort war es nicht, aber es war ein Erlebnis, auch wenn man nachts die Tiere nur gehört und nicht gesehen hat...

DO Mole – Fufulso Kumasi

Morgens um 2:35 Uhr Ortszeit klingelte unser Wecker. Wir mussten zusammenpacken und im Dunkeln eine Stunde lang zurücklaufen, um den einzigen regulären Bus (4:00 Uhr) zu erwischen, der von Mole in Richtung Tamale fährt. Der Bus war nicht da, Motorpanne am Abend vorher. Zusammen mit allen andren, die auch abreisen wollten sind wir mit einem Ranger und seinem Auto bis zu dem Bus gefahren worden. Um halb 6 war der Bus dann repariert, losgefahren sind wir dann um 6:00 Uhr. Hat ja alles ganz gut geklappt. Der Rückweg bis Kumasi war dann kein Problem mehr, es gibt auf den Hauptverkehrsstrecken in Ghana ja schließlich klimatisierte Reisebusse! In Kumasi haben wir abends in einem netten Restaurant im dritten Stock auf der Terrasse gesessen und das Verkehrschaos betrachtet. Der Eingang zum Restaurant war kaum zu finden, dafür war das Essen gut, auch wenn die Salatsoße aus Ketchup und Mayo bestand... Bei der Busstation gibt es übrigens eine Mülltonne mit der Aufschrift: „Stadt Freiburg – 1989 – Bitte keine heiße Asche einfüllen“

FR Kumasi - Tafi Atome

Weil wir am Freitag eine überschaubare Strecke zu fahren hatten, sind wir spät aufgestanden und haben erstmal gemütlich gefrühstückt und uns noch ein bisschen das Gewühl von Kumasi angeschaut. Die Fahrt war ganz angenehm, nur einmal umsteigen. Unterwegs gab es eine tolle Brücke und ganz viele rot und gelb gestrichene Häuser. Alles Werbung für Handykarten... Ansonsten war nicht viel los. Abends haben wir dann in Tafi Atome (ein Dorf in der Nähe des Lake Volta) übernachtet. Ein erholsamer aber fast langweiliger Tag.

SA Tafi Atome - Wli

In Tafi Atome sind die Affen im Wald inzwischen so an Besucher gewöhnt, dass sie aus der Hand fressen. Wenn sie nicht mehr viel Hunger haben, bleiben sie auf dem Baum sitzen und warten darauf, dass man ihnen die Bananen zuwirft (die können gut fangen). Tafi Atome ist durch die Affen inzwischen relativ reich geworden. Mit dem Geld der Touristen wurde ein Gästehaus gebaut, die Schule renoviert, eine kleine Krankenstation errichtet und die Wege im Affenwald wurden ausgeschildert. Mit Tourismus lässt sich ganz gut verdienen... Mittags waren wir dann in Wli, nahe der Grenze. Hier gibt es zwei große Wasserfälle. Unser Guide zum oberen Wasserfall war gut in Form, leider ist er der Gruppe immer weggerannt, wir mussten ihn bremsen. Der Wasserfall ist echt schön, zum schwimmen ist das Wasser zu flach aber zum planschen reicht es allemal. Angeblich ist das Wasser kalt, ich fand es ganz angenehm... Abends haben wir im Restaurant unserer Unterkunft gegessen. Ich hab das erste Mal in Ghana echte Spaghetti Bolognese bekommen, (zwei Mal hatte ich Bolognese bestellt aber irgend etwas ähnliches bekommen) vielleicht auch deswegen, weil die Herberge von einem deutschen Ehepaar geführt wird. War sehr schön dort, ich hätte noch ein bisschen bleiben können.

SO Back to Togo

Nach einem sehr unkomplizierten Grenzübertritt von Ghana ins Niemandsland (Stempel und Unterschrift) und einem noch einfacheren vom Niemandsland (zwischen den beiden Kontrollen mussten wir ca. 1 km laufen) nach Togo (in ein Buch schreiben) waren wir wieder zurück in Togo. Alles war wieder wie vorher. Die Straßen hatten wieder Schlaglöcher, der Tacho im Auto funktionierte nicht und im Auto saßen wieder 7 statt 5 Leute. Außerdem mussten wir beim Umsteigen ca. eine halbe Stunde warten. Die Fahrt von Kpalimé nach Nyogbo war dann schon ganz vertraut. In Nyogbo kam dann die Überraschung; Rami, mein ehemaliger Mitbewohner hat sich den Fuß gebrochen und ist wieder zurück in Deutschland. Gute Besserung!

Mittwoch, 23. März 2011

Leider keine Bilder

Heute leider keine Bilder! Nächtes Mal wieder!
An alle: Wenn euch irgendwas interessiert was hier so los ist und über das ich noch nicht geschrieben habe, fragt doch einfach nach. Wenn ich es als lohnend empfinde, schreib ich was darüber auf den Blog. Christine, meine Patentante, macht das ständig, deswegen auch „Für Christine“. Diesmal ist es relativ viel, ich hab lange nicht geschrieben und werde erst wieder in ca. 2 Wochen schreiben, weil hier ab dem 26.3. Ferien sind und ich da in Ghana bin (wenn das mit dem Visum klappt).

Allgemeines

Nachdem ich hier mal zum ersten Mal krank geworden bin, geht e mir jetzt wieder besser. Zwei Tage wässeriger Durchfall und Fieber waren auch nicht besonders angenehm. Na ja, passiert, wenn man aufgrund von Tomaten (mit gefiltertem Wasser gewaschen, hat wohl nicht gereicht) Amöben und Bakterien gleichzeitig bekommt. Ich bin ziemlich fit, nur die Hitze macht sich hier langsam bemerkbar, deswegen bin ich irgendwie bewegungsfaul. Seit fast zwei Wochen ist es nun so heiß, dass ich hier selbst sitzend noch schwitze. Ich hab mich zwar langsam an die Temperatur gewöhnt, aber ich schwitze trotzdem noch wie blöd... Nervig! Viele Grüße an alle die gerade die ersten „warmen“ Frühlingstage genießen (wenn es nicht gerade einen Kälteeinbruch gibt), hier kann man die Raumtemperatur im relativ „kühlen“ Zimmer mit dem Fieberthermometer messen. Ich hab übrigens endlich mein letztes Geburtstagsgeschenk bekommen. Mein Zimmer ist jetzt kunstvoll unregelmäßig weiß gestrichen. Hat auch ziemlich lange gedauert aber jetzt kann ich wenigstens abends halbwegs gut lesen, vorher war das Zimmer einfach ziemlich dunkel.

Schule

In der Schule ist neulich etwas ziemlich lustiges passiert. Eine der besseren Schülerinnen (eine die so gut Kopfrechnen kann, wie man es von jemandem aus der 8. Klasse erwarten kann) hat Monsieur AGBAGBA (der prügelnde Mathelehrer) zweimal den Stock vom Tisch geklaut. Beim ersten Mal tauchte der dann irgendwann aus den hinteren Reihen der Klasse wieder auf, als der Stock gebraucht wurde. Beim zweiten Mal war besagte Schülerin an der Tafel, um etwas zu rechnen und hat auf dem Rückweg die Kreide auf den Tisch gelegt und ganz dreist den dort liegenden Stock mitgenommen. Es gibt also doch noch Schüler, die sich etwas trauen (auch wenn sie leider selten sind)! Wahnsinn, normalerweise sagen die doch sonst zu allem ja und versuchen, es jedem Lehrer so recht wie möglich zu machen, um auf keinen Fall irgendeine Art von Ärger zu bekommen. Die in der 4e sind dagegen zum Großteil Vollpfosten. Die können mit dem Geodreieck keinen rechten Winkel zeichnen, können ein Quadrat nicht von einem Rechteck unterscheiden und zeichnen gleichschenklige Dreiecke mit drei unterschiedlich langen Seiten. Wohlgemerkt all das, direkt nachdem ich es erklärt hatte. Das für die zentralen Klassenarbeiten zuständige Ministerium ist auch nicht so besonders fit. Erst hieß es, die Arbeiten fangen Montags an. Einen Plan mit der Reihenfolge gab es natürlich bis Freitag noch nicht. Als der Plan dann am Montagmorgen kam, stand dann immerhin die Prüfungsreihenfolge und der Beginn (Dienstag) fest. Organisé par l’état togolais. Du courage, ça va aller. (ganz frei: Der Staat hat alles geregelt, bleibt zuversichtlich, das läuft dann schon.)

Interessantes

Ich war neulich bei Florian in Kebo-Dalave am Pic d’Agou. Dort müssen mich jetzt alle für völlig verrückt halten. Ich habe nämlich mit dem Fahrrad zwei 10-Kilo-Hanteln bei ihm vorbeigebracht. Bei Hitze mit dem Fahrrad, zwei Hanteln auf dem Gepäckträger und einen großen Rucksack mit Isomatte auf dem Rücken, bin ich dort angekommen. Ich will gar nicht wissen, was die genau von mir gedacht haben, hier gilt die Straße zum Pic allgemein als steil... In seinem Dorf gibt es zwar keinen Strom, dafür aber ein mit deinem Generator betriebenes Kino. Im Kinosaal (Strohhütte mit provisorischen Holzbänken) kann man für 100 Franc CFA (15 Cent) einen Film anschauen. Auf der Leinwand (uralter Röhrenfernseher) werden internationale Filme gezeigt die regelmäßig die Zuschauer begeistern. Die Filme kommen aus Ghana oder Nigeria, sind deswegen auf afrikanischem Englisch (versteht man nicht gut, die Leute aus dem Dorf gar nicht, die können kein Englisch) und in einer beschissenen Qualität. Von der „Filmmusik“ und der Tonqualität fang ich erst gar nicht an. Ein Kinobesuch loht sich trotzdem ein Mal, um sich über die „Handlung“ und die „Spezialeffekte“ lustig zu machen (auf keinen Fall alleine hingehen). Der Film, den wir gesehen haben, ging um einen Priester, der sich einem Satanskult verschrieben hat und Babys aus dem Krankenhaus klaut, um sie seinem Meister zu opfern. Am Ende wird er jedoch von einem polizeilichen Ermittler und dem katholischen Bischof gestellt und unschädlich gemacht. Hier setzten jetzt die wunderbaren Spezialeffekte ein. Die beiden Guten hatten jeweils ein kleines Kreuz an einer Kette. Als sie die Kreuze hochgehalten haben, kam eine Art Laserstrahl und hat den falschen Priester regelrecht verprügelt. Völliger Schwachsinn, aber es lohnt sich, es ist so blöd, dass man sich beim Anschauen gut amüsiert...


Für Christine (immer diese Sonderwünsche...;)

Ich hab mal wieder eine Anregung von Christine bekommen (an alle anderen, ihr dürft euch gerne auch was wünschen, einfach einen Kommentar schreiben). Diesmal schreib ich etwas über die Rollenteilung (Gleichberichtigung wäre das falsche Wort) und über das Familienleben, hängt hier irgendwie zusammen. Der Teil zu „handwerklicher Tradition, Kunst und Musik“ kommt mit dem nächsten Eintrag, über „Dinge, die wir von den Leuten hier lernen können“ schreib ich, sobald mir wieder was Neues dazu einfällt. So, jetzt aber erstmal zur Rollenverteilung. Insgesamt kann man sagen, dass Ältere immer mehr zu sagen haben, als Jüngere und Männer mehr als Frauen. Ab welchem Alter und bei welchen Verwandtschaftsverhältnissen ein Junge einer älteren Frau übergeordnet ist, kann ich nicht sagen. Auf jeden Fall ist man hier als jüngstes Mädchen einer Familie so ziemlich das Dienstmädchen. Wenn ein Besucher da ist, und meine Gastmutter um etwas bittet, ruft sie nach ihrer jüngeren Halbschwester, die dann ihrerseits ihre kleinere elfjährige Schwester (sie ist die Jüngste) das Gewünschte holen schickt. Bei Florian (der vom Berg mit dem Toilettenprojekt) waren Schüler (Jungs) zu Besuch, die dann die Direktorstochter, die im gleichen Hof wohnt und in die Klasse über ihnen geht, im Befehlston Wasser holen geschickt was sie dann auch ohne sich zu beschweren direkt gemacht hat. Wenn ich meine kleine Schwester in Deutschland spülen schicke, wenn ich eigentlich dran bin, kann ich davon ausgehen, dass garantiert nicht gespült wird. Hier gibt es einfach eine ganz strenge Hierarchie, die auch von niemandem infrage gestellt wird. Nicht nur in den Familien, sondern auch in der ganzen Gesellschaft. Generell kann man sagen, dass Menschen mit wichtigen Berufen immer fast schon mit Unterwürfigkeit begegnet wird. Als Staatsbeamter, Schuldirektor oder Arzt gilt man hier einfach als jemand. Schüler, bzw. Schülerinnen stehen in der Hierarchie ganz unten. Der Schuldirektor oder ein Lehrer kann einfach mal Schüler zu sich bestellen, um sie für ihn arbeiten zu lassen ohne ihnen dafür irgendeine Gegenleistung zu geben...

Dienstag, 8. März 2011

Neues aus dem Land der abschreibenden Schüler...

Eine Gleichung als Entschuldigung.
Krank (ich schreib im nächsten Eintrag darüber) + kein Internet = lange kein Blogeintrag

Das Experiment

Um es gleich zu sagen: Die Schüler der 4e haben ausnahmsweise mal nicht abgeschrieben. Nicht bei einem Test, sondern im Unterricht.
Normalerweise sieht der Unterricht so aus: Ich versuche etwas zu erklären (wird meistens nicht verstanden, vor allem weil keiner richtig aufpasst), danach wird die Definition an die Tafel geschrieben und die Schüler kopieren dann alles, was irgendwie an der Tafel steht (auch Nebenrechnungen oder gekritzelte Erklärungen). Auf deutsch, es passt niemand auf und alle schreiben von der Tafel ab, ohne dabei zu denken.
Weil mich das immer gestört hat, habe ich ein Kapitel (Statistiken) etwas anders unterrichtet. Ich habe alles sehr ausführlich erklärt und den Schülern gesagt, sie sollen das Wichtigste mitschreiben. Außerdem hab ich Fachbegriffe und meine Erklärungen an die Tafel geschrieben. Der Effekt war, dass einige Schüler ein bisschen aufgepasst aber gar nichts notiert haben. Der Rest hat auf den Tischen geschlafen oder sich unterhalten... Auch die angekündigte Klassenarbeit über Statistiken konnte sie nicht dazu bringen, etwas aufzupassen. Das Ergebnis der Arbeit war noch schlechter, als ich gedacht hatte. Die wussten gar nichts. Immerhin haben es einige geschafft, die Zahlen die ich übereinander (schon fast wie eine Tabelle) geschrieben habe, teilweise richtig in eine Tabelle einzutragen. Das war dann aber auch schon ein gutes Ergebnis. Ich werde denen wohl noch alles einmal ordentlich an die Tafel schreiben müssen. Dann verstehen sie es zwar auch nicht aber sie können es wenigstens auswendig lernen. Selbstdenken verboten!

Die Hausaufgaben

Der König (M. AGBAGBA, der Mathelehrer) hat wieder zugeschlagen, im wahrsten Sinne des Wortes. Nachdem nur 20 von 60 Schülern die Hausaufgaben gemacht hatten, war ich etwas unzufrieden. M. AGBAGBA auch, er hat es nur deutlicher gezeigt. Es gab 5 Schläge mit dem guten Stock (er hat sich den Stock vom Direktor holen lassen) auf die Hand für jeden Schüler, der keine Hausaufgaben hatte. Ein Schüler hat sich unauffällig rausgeschlichen und hat sein Heft zu Hause geholt. Er hat es auch geschafft wieder vom Lehrer unbemerkt in die Klasse zu kommen. Leider gab es dann noch 39 Schüler, die alle schon Schläge bekommen hatten, die ihn gesehen haben. Der Effekt war, dass ihn alle 39 gleichzeitig verpfiffen haben und sich tierisch gefreut haben, als er dann auch noch verprügelt wurde.

Sonstiges

Unser Toilettenprojekt kommt immer besser voran, dass Loch ist jetzt ca. 24m³ groß. 8 Meter lang, 3 Meter breit und einen Meter tief. Der Internetstick funktioniert immer noch nicht. Langsam nervt das nicht sooo schnelle Internetcafé (scheiß (richtig) langsames unzuverlässiges Drecksteil). Dafür sind inzwischen die Treppen bei uns im Garten fertig gebaut, gerade rechzeitig vor dem ersten großen Regen. Weil es jetzt immer mal wieder richtig stark regnet (ca. jeden dritten Tag), ist auch unsere Wiese wieder richtig grün und alles wuchert wieder wie blöd. Neulich gab es Bayern gegen Inter Mailand live, 15 Cent (100FCFA) Eintritt. Schon lustig, hier Fußball zu schauen...